Neurobiologie: Keine Furcht wie jede andere
Entfernt man Ratten ein Zellklümpchen im Hypothalamus, werden sie Rivalen gegenüber unerwartet mutig.
Nagetiere haben recht überschaubare Strategien, um Gefahren zu entkommen: Bei Katzen, stärkeren Artgenossen oder Stromstößen im Labor stellen sie sich entweder tot, legen sich unterwürfig auf den Rücken oder fliehen. Bisher vermutete man den Ursprung all dieser Furchtreaktionen in der Amygdala, dem Angstzentrum des Gehirns. Doch eine neue Studie des Neurobiologen Larry Swanson von der University of Southern California in Los Angeles zeigt: Es gibt offenbar verschiedene Furcht-Schaltkreise im Gehirn. Für die Angst vor Rivalen scheint nicht die Amygdala entscheidend, sondern ein winziger Hirnteil im Hypothalamus, der "Nucleus premammilaris ventralis".
In ihrem Experiment setzten Swanson und sein Team Ratten in den Käfig eines dominanten, männlichen Artgenossen. Dieser ließ sich das natürlich nicht gefallen und attackierte den Eindringling heftig. Die überrumpelten Nager zeigten schnell die übliche Unterwerfungsgeste und verharrten darin minutenlang, bis die Forscher sie aus ihrer misslichen Lage befreiten.
Ganz anders jedoch Tiere, denen die Forscher zuvor den besagten Zellkern im Hypothalamus entfernt hatten. Sie dachten gar nicht daran, sich tot zu stellen, und verteidigten sich unermüdlich boxend und beißend gegen ihren Artgenossen. Ließ der von ihnen ab, verfolgten sie ihn auch noch, anstatt das Weite zu suchen. "Diese Tiere hatten anscheinend überhaupt keine Angst vor ihren aggressiven Rivalen", so Swanson.
Der Hypothalamuskern war zuvor schon mit der Furcht vor Fressfeinden wie Katzen in Verbindung gebracht worden. Dass trotzdem die Amygdala als Dreh- und Angelpunkt des Angstschaltkreises im Gehirn gilt, führen die Forscher darauf zurück, dass Labortiere meist mit Elektroschocks traktiert werden. Bei natürlichen Bedrohungen scheinen aber andere Hirnteile für die Furchtreaktion wichtiger zu sein. (cw)
Motta, S. C. et al.:Dissecting the Brain's Fear System Reveals the Hypothalamus is Critical for Responding in Subordinate Conspecific Intruders. In: Proceedings of the National Acadmy of Sciences 10.1073/pnas.0900939106, 2009.
In ihrem Experiment setzten Swanson und sein Team Ratten in den Käfig eines dominanten, männlichen Artgenossen. Dieser ließ sich das natürlich nicht gefallen und attackierte den Eindringling heftig. Die überrumpelten Nager zeigten schnell die übliche Unterwerfungsgeste und verharrten darin minutenlang, bis die Forscher sie aus ihrer misslichen Lage befreiten.
Ganz anders jedoch Tiere, denen die Forscher zuvor den besagten Zellkern im Hypothalamus entfernt hatten. Sie dachten gar nicht daran, sich tot zu stellen, und verteidigten sich unermüdlich boxend und beißend gegen ihren Artgenossen. Ließ der von ihnen ab, verfolgten sie ihn auch noch, anstatt das Weite zu suchen. "Diese Tiere hatten anscheinend überhaupt keine Angst vor ihren aggressiven Rivalen", so Swanson.
Der Hypothalamuskern war zuvor schon mit der Furcht vor Fressfeinden wie Katzen in Verbindung gebracht worden. Dass trotzdem die Amygdala als Dreh- und Angelpunkt des Angstschaltkreises im Gehirn gilt, führen die Forscher darauf zurück, dass Labortiere meist mit Elektroschocks traktiert werden. Bei natürlichen Bedrohungen scheinen aber andere Hirnteile für die Furchtreaktion wichtiger zu sein. (cw)
Motta, S. C. et al.:Dissecting the Brain's Fear System Reveals the Hypothalamus is Critical for Responding in Subordinate Conspecific Intruders. In: Proceedings of the National Acadmy of Sciences 10.1073/pnas.0900939106, 2009.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben