Evolution: Keine neuen Arten durch verstopfte Geschlechtsteile
Sexkonkflikte zwischen den Geschlechtern lassen keine neue Arten entstehen – zumindest nicht bei bestimmten Schmetterlingen. Das widerspricht einer lange bestehenden Theorie der Evolutionsbiologie, nach der ein »Wettrüsten« zwischen Männchen und Weibchen besonders schnell neue Spezies hervorbringt. Eine Arbeitsgruppe um Ana Paula dos Santos de Carvalho von der University of Florida kommt zu diesem Ergebnis anhand einer recht rabiaten Strategie von Schmetterlingsmännchen: Sie verstopfen das Geschlechtsteil der Partnerin mit Wachs, um zu verhindern, dass sie sich mit weiteren Männchen paart.
Für das Weibchen dagegen ist es vorteilhaft, sich mit möglichst vielen Männchen zu paaren. Deswegen entwickeln sie im Lauf der Zeit sehr komplizierte, schwer zu verstopfende Geschlechtsteile. Als Reaktion bauen die Männchen immer ausgefeiltere Stopfenkonstruktionen. Der erwartete Effekt ist, dass sich sehr schnell Unterpopulationen mit speziellen Geschlechtsteilen und dazu passenden Stopfen bilden, deren Mitglieder sich nur noch untereinander paaren. Da sich der Rüstungswettlauf besonders direkt auf den Fortpflanzungserfolg auswirkt, gilt diese Form der Artbildung als besonders schnell und effektiv.
Wie dos Santos de Carvalho und ihre Arbeitsgruppe jedoch nun in »Systematic Biology« schreiben, ist das zumindest bei den Acraeini, einer Untergruppe der Edelfalter, nicht der Fall. Ihre Stammbaumanalyse der Gruppe zeigt, dass es keinen Unterschied für die Vielfalt eng verwandter Arten macht, ob die Männchen den Stöpsel verwenden oder auf diese aufwändige Form des Wettbewerbs verzichten. Allerdings basiert die Schlussfolgerung der Studie auf der Annahme, dass Arten ohne Stöpsel weniger intensive Konflikte zwischen Männchen und Weibchen haben. Das allerdings ist keineswegs zwangsläufig so.
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