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News: Kiefer, so flexibel wie Saloon-Türen

Einige widern sie an, andere faszinieren sie. Dabei entsteht bei dem Gedanken an eine Schlange meist nicht das Bild einer gewöhlichen Ringelnatter im Kopf, sondern vielleicht eher das einer Boa oder des Python. Besonders erstaunlich ist, daß die Tiere Beutetiere verspeisen können, die wesentlich größer sind als sie selbst. Für ein Mahl benötigen Schlangen allerdings auch zwischen mehreren Minuten und einigen Stunden. Nicht so die Wurmschlange. Diese Tiere bewegen ihren äußerst flexiblen Unterkiefer drei bis viermal in der Sekunde und fressen dadurch deutlich schneller, als es bei Schlangen üblich ist.
Die meisten Schlangen haben sehr bewegliche Oberkiefer, die mit sechs Zahnreihen ausgestattet sind. Ist ein Frosch oder ein Wasserschwein erst einmal gefangen, greift die Schlange mit dem Unterkiefer zu, während sie den Oberkiefer ausrenkt. Sie nutzen also den Unterkiefer in der Art einer "Servierplatte". Da sie ihre Beute nicht zerkauen, dauert eine Schlangenmahlzeit oft mehrere Stunden, manchmal sogar Tage.

Nate Kley und Elizabeth Brainerd von der University of Massachusetts, Amherst, haben eine Schlangenart untersucht, die zwischen Nordmexiko und dem Südwesten der Vereinigten Staaten zu Hause ist. Die sogennante WurmschlangeLeptotyphlops dulcis wiegt nur 1,5 Gramm, ist etwa so dünn wie ein Spaghetti und ernährt sich vorwiegend von Larven und Puppen der Ameisen. Menschen bekommen diese Schlangenart nur selten zu Gesicht. "Der einzige Ort, an dem man mehrere dieser Tiere findet, sind Ameisennester. Sie spüren die Nester auf und rauben sie aus", sagt Kley. Wirklich ungewöhnlich sind die Unterkiefer der Wurmschlangen. Neben den beiden üblichen Kiefergelenken besitzen sie ein drittes am Kinn.

Kley hat unter einer Plexiglasplatte eine Videokamera angebracht und die fressenden Schlangen gefilmt. Auf diese Weise konnte sie klären, auf welche Art die Schlangen ihren flexiblen Unterkiefer nutzen. "Was uns vor allem beeindruckt hat, war die Geschwindigkeit, mit der die Schlangen fressen", sagt Klay. Sie beißen drei- bis viermal in der Sekunde zu, und der vordere Teil ihres Unterkiefers schwingt dabei nach vorne und wieder zurück – "wie ein Paar Saloon-Türen". Dazu arbeiten beide Teile des Unterkiefers völlig synchron. Die Forscher vermuten, daß sich diese rasante und für Schlangen sehr ungewöhnliche Art der Nahrungsaufnahme entwickelt haben könnte, weil Ameisen für die Schlangen durchaus gefährlich werden können. Wenn die Wurmschlangen in ein Ameisennest eindringen, müssen sie sehr schnell fressen, um nicht angegriffen und getötet zu werden (Nature vom 25. November 1999).

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