Entwicklungspsychologie: Wenn Kinder schlauer sind als Erwachsene
Unter Umständen erkennen Kleinkinder abstrakte Zusammenhänge besser als Erwachsene. Sie erweisen sich – zumindest bei neuen und ungewöhnlichen Aufgaben – als flexibler und weniger voreingenommen. Das berichtete ein Forscherteam um Christopher Lucas von der University of Edinburgh. Sie luden vier- und fünfjährige Kinder sowie erwachsene Studenten auf eine Partie "Blicket" ins Labor ein. Bei diesem Spiel galt es herauszufinden, welche Tonklötze einen Apparat, die so genannte "Blicketness Machine", zum Leuchten bringen.
Nur die Kinder lernten aus dem Training
Dabei sahen die Probanden zunächst, dass entweder die Klötze A oder C funktionierten (disjunktive Bedingung) oder nur eine Kombination aus A und C (konjunktive Bedingung). Im nächsten Durchgang war dann nicht klar, welche Bedingung galt – es gab also zwei Optionen. Doch nur die Kinder wählten eher die Lösung aus, die sie zuvor gelernt hatten. Die Erwachsenen dagegen nahmen fast immer einen disjunktiven Zusammenhang an und ignorierten alle Hinweise darauf, dass auch eine Kombination von "Blickets" ausschlaggebend sein könnte.
Das Vorwissen erschwert das Lernen
"Gerade weil die Kinder weniger wissen, lernen sie paradoxerweise besser", erklären die Forscher. Denn die Erfahrung habe die Erwachsenen bereits über Jahre gelehrt, eher von disjunktiven kausalen Zusammenhängen auszugehen. Konjunktive Erklärungen seien dagegen im Alltag selten. Informationen, die dieser Grundannahme widersprechen, übergehe man schlichtweg. Kinder dagegen hätten noch wesentlich diffusere Erwartungen an ihre Umwelt und würden neue Informationen deshalb spontan in ihre Hypothesen miteinbeziehen – auch wenn sie sich dessen nicht unbedingt bewusst sind.
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