Soziologie: Kinder ziehen ums Eck
Junge Erwachsene in Deutschland ziehen im Schnitt 9,5 Kilometer weit von ihren Eltern weg. Bei jedem zehnten beschränkt sich die Distanz sogar auf weniger als einen halben Kilometer. Das berichten Forscher der Universität Bamberg anhand von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), der größten und am längsten laufenden Längsschnittstudie Deutschlands.
In den Jahren 2000 bis 2009 wurden junge Erwachsene ab 16 Jahren aus etwa 10 000 Haushalten zu ihrer Wohn- und Lebenssituation sowie dem Grad der Bildung befragt. Dabei entdeckten die Forscher einen Zusammenhang zwischen der Höhe des Ausbildungsabschlusses und der Entfernung des ersten eigenen Wohnsitzes der Probanden. Drei Viertel der jungen Erwachsenen mit einem niedrigeren Bildungsniveau (bis Hauptschule) wohnte demnach weniger als 20 Kilometer von ihren Eltern entfernt. Bei Jugendlichen mit höherem Bildungsabschluss stieg die Distanz auf 130 Kilometer.
Neben dem Bildungsabschluss spielt offensichtlich auch die Heimatumgebung der Kinder eine Rolle für die spätere Entfernung vom Elternhaus. So zogen in Ostdeutschland geborene und aufgewachsene Jugendliche generell weiter weg als Gleichaltrige aus Westdeutschland. Das gilt insbesondere für Frauen mit hohem Bildungsabschluss, die ungebunden und kinderlos waren.
Außerdem beeinflusste auch der Bezug zum Elternhaus das Auszugsverhalten der jungen Erwachsenen. Hatten sie auch die Kindheit in dem Haus verbracht, aus dem sie auszogen, kamen sie eher wieder in dieselbe Gegend zurück. Auch junge Erwachsene aus ländlicheren Gegenden legten bei ihrem ersten Auszug größere Distanzen zurück als Gleichaltrige aus urbanen Gebieten – je niedriger die Einwohnerzahl des Heimatorts, desto größer die Entfernung.
Möglichen Erwartungen zum Trotz konnten die Forscher keine Korrelation zwischen dem Grad der Abwanderung und der Arbeitslosenrate feststellen. Sie vermuten daher, dass die Arbeitslosigkeit keine Auswirkung auf das Migrationsverhalten der Jugendlichen hat. Allerdings basiert diese Vermutung auf Untersuchungen zur Höhe der Arbeitslosigkeit an einem Ort, die das aktuelle Angebot des Arbeitsmarktes nicht berücksichtigen. Außerdem zählten "nur solche Auszüge, bei denen das Kind einen eigenen Haushalt gründet und seinen Lebensmittelpunkt dorthin verlagert", so Thomas Leopold, Leiter der Studie. Jugendliche, die mit Erstwohnsitz bei ihren Eltern angemeldet bleiben, wie es bei Pendlern oft der Fall ist, fallen also aus der Erhebung heraus. (ls)
In den Jahren 2000 bis 2009 wurden junge Erwachsene ab 16 Jahren aus etwa 10 000 Haushalten zu ihrer Wohn- und Lebenssituation sowie dem Grad der Bildung befragt. Dabei entdeckten die Forscher einen Zusammenhang zwischen der Höhe des Ausbildungsabschlusses und der Entfernung des ersten eigenen Wohnsitzes der Probanden. Drei Viertel der jungen Erwachsenen mit einem niedrigeren Bildungsniveau (bis Hauptschule) wohnte demnach weniger als 20 Kilometer von ihren Eltern entfernt. Bei Jugendlichen mit höherem Bildungsabschluss stieg die Distanz auf 130 Kilometer.
Neben dem Bildungsabschluss spielt offensichtlich auch die Heimatumgebung der Kinder eine Rolle für die spätere Entfernung vom Elternhaus. So zogen in Ostdeutschland geborene und aufgewachsene Jugendliche generell weiter weg als Gleichaltrige aus Westdeutschland. Das gilt insbesondere für Frauen mit hohem Bildungsabschluss, die ungebunden und kinderlos waren.
Außerdem beeinflusste auch der Bezug zum Elternhaus das Auszugsverhalten der jungen Erwachsenen. Hatten sie auch die Kindheit in dem Haus verbracht, aus dem sie auszogen, kamen sie eher wieder in dieselbe Gegend zurück. Auch junge Erwachsene aus ländlicheren Gegenden legten bei ihrem ersten Auszug größere Distanzen zurück als Gleichaltrige aus urbanen Gebieten – je niedriger die Einwohnerzahl des Heimatorts, desto größer die Entfernung.
Möglichen Erwartungen zum Trotz konnten die Forscher keine Korrelation zwischen dem Grad der Abwanderung und der Arbeitslosenrate feststellen. Sie vermuten daher, dass die Arbeitslosigkeit keine Auswirkung auf das Migrationsverhalten der Jugendlichen hat. Allerdings basiert diese Vermutung auf Untersuchungen zur Höhe der Arbeitslosigkeit an einem Ort, die das aktuelle Angebot des Arbeitsmarktes nicht berücksichtigen. Außerdem zählten "nur solche Auszüge, bei denen das Kind einen eigenen Haushalt gründet und seinen Lebensmittelpunkt dorthin verlagert", so Thomas Leopold, Leiter der Studie. Jugendliche, die mit Erstwohnsitz bei ihren Eltern angemeldet bleiben, wie es bei Pendlern oft der Fall ist, fallen also aus der Erhebung heraus. (ls)
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