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Kindheit: Liebevolle Eltern schützen vor späteren Herzleiden

Frühe Erfahrungen im Leben prägen die spätere Gesundheit. Dabei wirkt sich elterliche Wärme stets positiv aus – bis auf eine Ausnahme.
Liebevoller Vater mit junger Tochter
Eine feste Bindung zu den Eltern legt den Grundstein für ein gesundes Leben. (Symbolbild)

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache. Laut der Weltgesundheitsorganisation starben im Jahr 2019 fast neun Millionen Menschen daran. Was das Risiko dafür erhöht, wird darum intensiv erforscht. Unter anderem ist inzwischen klar, dass emotionaler Stress das Herz aus dem Takt bringen kann. Besonders schädlich wirken sich frühe negative Erfahrungen aus, wie ein Team um die Medizinerin Robin Ortiz von der New York University zeigte. Ihre Ergebnisse publizierten die Forschenden Ende Januar 2024 im Fachblatt »Circulation: Cardiovascular Quality and Outcomes«.

Einige Studien legen bereits nahe, dass Menschen, die eine schwierige Kindheit hatten, später im Schnitt ein weniger fittes Herz-Kreislauf-System aufweisen. Denn das vegetative Nervensystem gerät durch Stress in den ersten Lebensjahren mitunter dauerhaft aus der Balance. Aber auch indirekt kann dieser körperlichen Schaden anrichten: weil psychisch belastete Menschen eher ungesunde Gewohnheiten entwickeln. Ortiz und ihre Kollegen untersuchten den Zusammenhang zwischen Kindheit und der späteren kardiovaskulären Gesundheit nun genauer.

Die Fachleute werteten dafür Daten von 2074 US-Amerikanerinnen und -Amerikanern aus, die an der so genannten CARDIA-Studie teilgenommen hatten. Seit 1985 wurden und werden dafür junge Erwachsene mehr als 20 Jahre lang begleitet. Zu Beginn, unter anderem nach 7 und nach 20 Jahren erhebt man bei ihnen gesundheitliche Marker wie das Gewicht, den Blutdruck und die Cholesterinwerte sowie Aspekte des Lebensstils, die die Herzgesundheit beeinflussen, etwa Ernährung, Sport und Rauchen. Zudem geben die Teilnehmer über einen Fragebogen detaillierte Einblicke in ihre Kindheit und Jugend.

Die Forschenden fanden einen klaren Zusammenhang zwischen einem schlechteren Herzgesundheits-Index zu allen drei Messzeitpunkten und Berichten von Misshandlung durch Mutter, Vater oder eine andere Bezugsperson (»Wie oft wurden Sie von Erwachsenen in Ihrem Haushalt so hart geschubst, gepackt oder geschlagen, dass Abdrücke oder Verletzungen zurückblieben?«, »Wie oft wurden Sie so beschimpft oder erniedrigt, dass Sie sich bedroht fühlten?«). Andere, möglicherweise verfälschende Einflüsse auf den Gesundheitsstatus der Teilnehmer wie ihr Geschlecht, ihre Hautfarbe und ihren Alkoholkonsum berücksichtigten die Wissenschaftler dabei.

Wer hingegen nach eigenen Angaben als Kind keine Gewalt und noch dazu viel Wärme erlebt hatte (»Wie oft wurden Sie in den Arm genommen?«, »Wie oft hat man Ihnen das Gefühl vermittelt, geliebt, unterstützt und umsorgt zu werden?«), wies als Erwachsener mit höherer Wahrscheinlichkeit einen idealen Herzgesundheits-Index auf – und das auch noch mit Mitte 40, 20 Jahre nach der ersten Erhebung. Wie wichtig elterliche Wärme ist, zeigt zudem folgender Befund: Berichtete eine Person von wenig Wärme in ihrer Kindheit, war es für die spätere Gesundheit fast egal, ob sie zusätzlich Misshandlung erlebt hatte oder nicht.

Wie ist Mama wohl heute drauf? Kinder brauchen Vorhersehbarkeit

Doch offenbar kann Wärme Gewalterfahrungen nicht ausgleichen. Im Gegenteil: Am ungünstigsten – noch ungünstiger als viel Misshandlung und wenig Warmherzigkeit – zeigte sich folgende Kombi: Misshandlung und Wärme. Zuwendung und Schikane im Wechsel können ein Kind womöglich besonders tief verunsichern. Die Autoren der Studie schließen daraus, dass Kinder für eine gesunde Entwicklung vor allem stabile und verlässliche Bindungen brauchen – diese prägende Erfahrung trage dann ein Leben lang zur Gesundheit bei. »Wir wissen, dass die Reduktion von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Kindheit beginnen muss«, sagt Robin Ortiz. »Gleichzeitig zeigen unsere Ergebnisse, dass Widrigkeiten in der frühen Kindheit kein Schicksal sind.«

Um die Folgerungen aus dieser Beobachtungsstudie zu erhärten, bräuchte es allerdings in Zukunft Untersuchungen, die klarere Rückschlüsse auf Ursache und Wirkung zulassen. Zudem ist das Familienleben in der Kindheit längst nicht der einzige psychologische Faktor, der mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammenhängt. Auch spätere Diskriminierungserfahrungen und Geldsorgen könnten zum Beispiel zu ihrer Entstehung beitragen. So war in der untersten betrachteten Einkommensschicht in Ortiz’ Studie kein Zusammenhang mehr von Kindheit und späterer Herzgesundheit erkennbar. Möglicherweise überlagern hier Einflüsse der Armut den Effekt.

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