News: Klassenlotterie Klonen
Spätestens nachdem Dolly nahezu sämtliche Titelseiten der Presse geziert hat, kursiert die Angst vor dem geklonten Mensch. Doch davon sind wir noch weit entfernt, die Methode funktioniert nur in den seltensten Fällen.
277 : 1 – so lautete die Treffer- oder besser gesagt Versagerquote, bevor Dolly das Licht der Welt erblickte. 277 Schafseier wurden entkernt, 277 Zellkerne transplantiert und zu Blastocysten in der Petrischale herangezüchtet. 29 Retortenembryonen überlebten die Prozedur und wurden in Ammenschafe verpflanzt, eines davon, namens Dolly, kam schließlich am 5. Juli 1996 zur Welt. Diese Lotterie auf den Menschen übertragen – eine schaurige Vorstellung.
Trotz dieser Verlustquote gilt die Geburt des Klonschafs Dolly als außerordentlicher Erfolg der biologischen Forschung. Denn zum ersten Mal gelang der Beweis, dass das Klonen von Säugetieren aus ausdifferenzierten erwachsenen Zellen grundsätzlich möglich ist. Dollys Schöpfer, Ian Wilmut vom Roslin Institute, ging es bei seinen Experimenten auch nicht darum, den Weg zum geklonten Menschen zu ebnen. Vielmehr sollten geklonte genetisch veränderte Tiere eine Möglichkeit aufzeigen, Medikamente effektiv zu produzieren. Polly, das erste geklonte transgene Schaf, das im Sommer 1997 geboren wurde und ein menschliches Protein für die Blutgerinnung in seiner Milch enthielt, bewies die prinzipielle Möglichkeit.
Inzwischen lebt ein ganzer Zoo geklonter Tiere in den Forschungslabors der Erde: Mäuse, Rinder, Ziegen, Kaninchen, Schweine, Katzen und Pferde scharen sich um Dolly, die übrigens am 14. Februar 2003 wegen eines Lungentumors eingeschläfert werden musste. Klonen also nur noch Routine? Und damit auch anwendbar beim Menschen?
Nein, sagt Susan Rhind. Die Veterinärin von der Universität Edinburgh hat jetzt mit Ian Wilmut und anderen Forschern zusammengestellt, warum Klonen immer noch ein unsicheres Unterfangen ist. Denn trotz aller Erfolgsmeldungen ist die Zahl der Fehlschläge unverändert erschreckend hoch. Nur die wenigsten schaffen es bis zur Geburt, und davon zeigen einige auch noch im Erwachsenenalter verschiedenste Krankheitsbilder. Am bekanntesten ist das so genannte large-offspring syndrome: Etliche Klone neigen bereits als Fötus zu unnatürlicher Größe, verbunden mit diversen Organschädigungen. Das Klonen gleicht damit einer Lotterie mit wenigen Glückstreffern und sehr vielen Nieten.
Über die Ursachen rätseln die Forscher. Sicher scheint zumindest, dass Mechanismen, die nach der Genetik wirken – so genannte epigenetische Faktoren – hier eine große Rolle spielen müssen. Denn ein normaler Embryo aktiviert und deaktiviert bestimmte Gene während seiner Entwicklung – beispielsweise durch Methylierungen an der DNA –, und diese Steuerung scheint beim Klonen gestört zu sein. Deswegen, so betonen Rhind und ihre Kollegen, sei eine genetische Auswahl geklonter menschlicher Embryonen – falls man tatsächlich Menschen klonen wollte – grundsätzlich nicht möglich. Denn es sind ja gerade nicht die Gene, die gestört sind, sondern deren Aktivitätsmuster. Die Suche nach Mutationen wäre daher nutzlos.
Bei manchen Arten funktioniert die Klonierung trotz zahlreicher Versuche überhaupt nicht. Und dazu gehören – vielleicht beruhigenderweise – Primaten, wozu auch der Mensch zählt. Experimente mit Rhesusaffen deuten darauf hin, dass bestimmte Proteine, die für die Zellteilung nötig sind, durch die Entkernung der Eizellen bei Primaten verloren gehen. Damit kann der Klon nicht mehr wachsen und stirbt ab. Ob dies grundsätzlich verhindert, Affen und eventuell auch Menschen zu klonen, oder ob dieses Hindernis eines Tages doch beseitigt werden könnte, bleibt offen.
Nichtsdestotrotz sehen die Wissenschaftler im so genannten therapeutischen Klonen menschlicher Zellen ein lohnendes Ziel der medizinischen Forschung. Denn damit ließen sich von einem Patienten genetisch identische embryonale Stammzellen herstellen, die nicht als körperfremd vom Immunsystem abgestoßen werden und somit zerstörtes Gewebe ersetzen könnten. Bis heute noch unheilbare Leiden wie die Alzheimer- oder die Parkinson-Krankheit könnten so vielleicht eines Tages behandelt werden.
Doch bis dahin ist der Weg noch weit. Solange nicht systematisch geklärt ist, warum die Klonlotterie so oft schief geht, scheidet therapeutisches Klonen menschlicher Zellen aus. Geschweige denn das reproduktive Klonen eines Menschen. Der Versuch allein, so betonen die Forscher, sei "bestenfalls wissenschaftlich naiv, schlimmstenfalls vollkommen verantwortungslos".
Trotz dieser Verlustquote gilt die Geburt des Klonschafs Dolly als außerordentlicher Erfolg der biologischen Forschung. Denn zum ersten Mal gelang der Beweis, dass das Klonen von Säugetieren aus ausdifferenzierten erwachsenen Zellen grundsätzlich möglich ist. Dollys Schöpfer, Ian Wilmut vom Roslin Institute, ging es bei seinen Experimenten auch nicht darum, den Weg zum geklonten Menschen zu ebnen. Vielmehr sollten geklonte genetisch veränderte Tiere eine Möglichkeit aufzeigen, Medikamente effektiv zu produzieren. Polly, das erste geklonte transgene Schaf, das im Sommer 1997 geboren wurde und ein menschliches Protein für die Blutgerinnung in seiner Milch enthielt, bewies die prinzipielle Möglichkeit.
Inzwischen lebt ein ganzer Zoo geklonter Tiere in den Forschungslabors der Erde: Mäuse, Rinder, Ziegen, Kaninchen, Schweine, Katzen und Pferde scharen sich um Dolly, die übrigens am 14. Februar 2003 wegen eines Lungentumors eingeschläfert werden musste. Klonen also nur noch Routine? Und damit auch anwendbar beim Menschen?
Nein, sagt Susan Rhind. Die Veterinärin von der Universität Edinburgh hat jetzt mit Ian Wilmut und anderen Forschern zusammengestellt, warum Klonen immer noch ein unsicheres Unterfangen ist. Denn trotz aller Erfolgsmeldungen ist die Zahl der Fehlschläge unverändert erschreckend hoch. Nur die wenigsten schaffen es bis zur Geburt, und davon zeigen einige auch noch im Erwachsenenalter verschiedenste Krankheitsbilder. Am bekanntesten ist das so genannte large-offspring syndrome: Etliche Klone neigen bereits als Fötus zu unnatürlicher Größe, verbunden mit diversen Organschädigungen. Das Klonen gleicht damit einer Lotterie mit wenigen Glückstreffern und sehr vielen Nieten.
Über die Ursachen rätseln die Forscher. Sicher scheint zumindest, dass Mechanismen, die nach der Genetik wirken – so genannte epigenetische Faktoren – hier eine große Rolle spielen müssen. Denn ein normaler Embryo aktiviert und deaktiviert bestimmte Gene während seiner Entwicklung – beispielsweise durch Methylierungen an der DNA –, und diese Steuerung scheint beim Klonen gestört zu sein. Deswegen, so betonen Rhind und ihre Kollegen, sei eine genetische Auswahl geklonter menschlicher Embryonen – falls man tatsächlich Menschen klonen wollte – grundsätzlich nicht möglich. Denn es sind ja gerade nicht die Gene, die gestört sind, sondern deren Aktivitätsmuster. Die Suche nach Mutationen wäre daher nutzlos.
Bei manchen Arten funktioniert die Klonierung trotz zahlreicher Versuche überhaupt nicht. Und dazu gehören – vielleicht beruhigenderweise – Primaten, wozu auch der Mensch zählt. Experimente mit Rhesusaffen deuten darauf hin, dass bestimmte Proteine, die für die Zellteilung nötig sind, durch die Entkernung der Eizellen bei Primaten verloren gehen. Damit kann der Klon nicht mehr wachsen und stirbt ab. Ob dies grundsätzlich verhindert, Affen und eventuell auch Menschen zu klonen, oder ob dieses Hindernis eines Tages doch beseitigt werden könnte, bleibt offen.
Nichtsdestotrotz sehen die Wissenschaftler im so genannten therapeutischen Klonen menschlicher Zellen ein lohnendes Ziel der medizinischen Forschung. Denn damit ließen sich von einem Patienten genetisch identische embryonale Stammzellen herstellen, die nicht als körperfremd vom Immunsystem abgestoßen werden und somit zerstörtes Gewebe ersetzen könnten. Bis heute noch unheilbare Leiden wie die Alzheimer- oder die Parkinson-Krankheit könnten so vielleicht eines Tages behandelt werden.
Doch bis dahin ist der Weg noch weit. Solange nicht systematisch geklärt ist, warum die Klonlotterie so oft schief geht, scheidet therapeutisches Klonen menschlicher Zellen aus. Geschweige denn das reproduktive Klonen eines Menschen. Der Versuch allein, so betonen die Forscher, sei "bestenfalls wissenschaftlich naiv, schlimmstenfalls vollkommen verantwortungslos".
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