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Sozialpsychologie: Daran erkennt man taktisch kluges Lästern

Schlecht über andere zu reden, wirkt unsympathisch. Vor allem Frauen wissen das zu verhindern, indem sie den Tratsch – bewusst oder unbewusst – nett verpacken.
Zwei Frauen tauschen Neuigkeiten aus beim Kaffeetrinken
Tratsch kann gut gemeint und dennoch gemein sein.

Lästermäuler haben selbst nicht den besten Ruf. Dabei scheint es gar nicht so schwierig zu sein, schlecht über andere zu reden, ohne damit den eigenen Ruf zu ruinieren. Wie das funktioniert, hat ein Team um Tania Reynolds von der University of New Mexico in einer Studienreihe mit mehr als 1700 Versuchspersonen untersucht.

Wie die Psychologin und ihre Kollegen im »Journal of Experimental Social Psychology« schildern, wollten sie zunächst wissen, wie sich Menschen ihren eigenen Klatsch und Tratsch erklären. Wann und aus welchem Grund hatten sie zuletzt negativ über andere gesprochen? Laut eigener Auskunft meinten vor allem die befragten Frauen, dass sie das nicht mit böser Absicht, sondern aus Sorge um die betreffende Person taten. Das war besonders dann der Fall, wenn es sich bei der Person um eine andere Frau handelte.

In zwei weiteren Studien bekamen die Versuchspersonen online fiktive Szenarien vorgelegt, in denen eine Person negativ über eine andere sprach, allerdings in drei Varianten: Sie äußerte sich entweder neutral, boshaft oder besorgt. Trotz gleichen Inhalts wirkten die besorgt Tratschenden am sympathischsten und vertrauenswürdigsten, und der Tratsch zeigte dennoch Wirkung. Unter anderem äußerten männliche Probanden weniger Interesse an einer Frau, über die besorgt getratscht wurde.

In einem vierten Experiment bestätigten die Forschenden die Befunde in Face-to-face-Interaktionen. Drei Frauen sollten gemeinsam eine Aufgabe lösen, wobei eine von ihnen instruiert war, über eine andere in deren Abwesenheit zu lästern. Die Tratschtante wurde im Nachgang netter beurteilt, wenn sie sich besorgt über die dritte Person geäußert hatte, obwohl deren Ansehen dennoch darunter litt.

Demnach sei es eine Erfolg versprechende (und eher weibliche) Taktik, unter dem Deckmantel der Sorge und Anteilnahme schlecht über jemanden zu reden, schlussfolgern die Forschenden. Womöglich laufe das aber nicht bewusst ab. Die Tratschenden könnten selbst überzeugt sein, dass sie sich aufrichtig um eine Person sorgen, und wären damit wohl noch überzeugender.

Das würde auch erklären, warum der eigene Tratsch selten als indirekte Aggression empfunden wird: Sich selbst gute Absichten zu attestieren, zählt zu den leichtesten Übungen auf dem Feld der Selbsttäuschung. Doch man kann auch wohlmeinend einen Ruf ruinieren – oder selbst einer besorgten Anteilnahme zum Opfer fallen.

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  • Quellen
Journal of Experimental Social Psychology, 10.1016/j.jesp.2024.104670, 2024

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