Ornithologie: Kleider machen Männchen
Was tun, wenn das eigene Äußere keine Wirkung beim anderen Geschlecht zeigt? Menschen greifen dann gerne zu Schmuck, Schminke oder schnellen Autos, um die eigene Attraktivität zu steigern - oftmals mit Gewinn. Lassen sich aber diese Erfolgserlebnisse zumindest künstlich auch in der Tierwelt erreichen?
Die inneren Werte zählen – zumindest lautet so oft das Argument gegenüber den Eltern, wenn Sohn oder Tochter ihre Liebe verteidigen müssen, weil diese "nur" ein verhuschter Student mit abgewetzten Cordhosen oder eine unterbezahlte Gesellin im Frisiersalon ist. Während die eigene Familienvorstandschaft vielleicht lieber den Beau aus dem lokalen Fitnessstudio oder die reiche Erbin des örtlichen Handwerkermeisters als Partner des eigenen Nachwuchses hätte. Menschen sieht man allerdings nicht jedes Mal unbedingt an, wer sich hinter dem jeweiligen Äußeren verbirgt: Auch ein wohlhabender Professor fährt bisweilen mit dem Kleinwagen vor, dem sonst so distinguierten Industriellen mangelt es eventuell an Tischsitten.
Das gilt auch unter Rauchschwalben (Hirundo rustica), wie Rebecca Safran von der Princeton University und ihre Kollegen bestätigen können. Unter den Männchen der nordamerikanischen Unterart Hirundo rustica erythrogaster reüssieren vor allem jene, deren Kehle in besonders dunklem Braunrot tönen, wie die Forschergruppe in einer früheren Studie nachwies: Entsprechende Alpha-Männchen schritten früher in der Saison zur Paarung, zeugten mehr Sprösslinge – und wurden seltener von ihrer Angetrauten hintergegangen als blassere Nebenbuhler, deren Äußeres schlechtere Gene andeutete.
Die Schwalben kehren also ihr Inneres nach Außen. Doch funktioniert dies auch umgekehrt? Kann ein Aufhübschen die Gemütslage von Vögeln beeinflussen? Laut Safrans Team lässt sich dies nun wohl bejahen. Die Forscher hatten in sechs Brutkolonien der Rauchschwalben in New Jersey insgesamt 63 Männchen zu Beginn der Brutsaison gefangen, von denen sie rund die Hälfte mit ungiftiger roter Farbe einfärbten. Das Ziel: ursprünglich eher unattraktive Gesellen zu begehrten Hähnchen umzuschminken – offensichtlich mit Erfolg, wie ihnen ein Vergleich von Blutproben der Tiere andeutete.
Gleichzeitig verloren die bemalten Hähne an Gewicht, was auf ein unruhigeres Leben während der sieben Tage schließen lässt. "Vielleicht waren sie aktiver als ihre blasseren Rivalen, weil sie stärker um Weibchen warben. Oder sie konnten die Erwartungen ihrer Artgenossen nicht erfüllen, die die Tiere mit den falschen sexuellen Signalen andeuteten", vermutet Kevin McGraw, einer der Koautoren der Veröffentlichung. Erhöhte Testosteron-Werte gehen zumeist auch mit höherer Aktivität und stärkeren Wettbewerb einher, der die Vögel Energie kostet – nicht umsonst gelingt es kräftigeren Männchen, mehr in ihr Federkleid zu investieren.
Noch unklar ist den Forschern jedoch, woher die behandelten Schwalben wussten, dass sie nun attraktiver waren. "Vielleicht wirkten sie eindrucksvoller auf ihre Nebenbuhler, die entsprechend ängstlicher reagierten. Oder es stieg ihr Selbstwertgefühl, weil sie von den Weibchen stärker beachtet wurden", so McGraw. Weitere Studien sollen diese Frage nun klären.
Schwalbe ist jedoch nicht gleich Schwalbe – ein Blick über den Atlantik enthüllt interkontinentale Differenzen und womöglich die Bildung einer neuen Art: Dunkelrote Kehlen schinden bei europäischen Rauchschwalben keinerlei Eindruck – die Weibchen vom Alten Kontinent stehen auf ausgeprägte Schwanzfedern.
Kleider machen also nicht unbedingt Leute – im Gegensatz zur Vogelwelt. Das Männchen mit dem prächtigsten Federkleid verspricht tatsächlich die besten Gene, die stärkste Gesundheit und das größte Durchsetzungsvermögen: Nur wer es sich leisten kann, investiert derart viel in sein Äußeres und wird entsprechend als Vater der Küken begehrt.
Das gilt auch unter Rauchschwalben (Hirundo rustica), wie Rebecca Safran von der Princeton University und ihre Kollegen bestätigen können. Unter den Männchen der nordamerikanischen Unterart Hirundo rustica erythrogaster reüssieren vor allem jene, deren Kehle in besonders dunklem Braunrot tönen, wie die Forschergruppe in einer früheren Studie nachwies: Entsprechende Alpha-Männchen schritten früher in der Saison zur Paarung, zeugten mehr Sprösslinge – und wurden seltener von ihrer Angetrauten hintergegangen als blassere Nebenbuhler, deren Äußeres schlechtere Gene andeutete.
Die Schwalben kehren also ihr Inneres nach Außen. Doch funktioniert dies auch umgekehrt? Kann ein Aufhübschen die Gemütslage von Vögeln beeinflussen? Laut Safrans Team lässt sich dies nun wohl bejahen. Die Forscher hatten in sechs Brutkolonien der Rauchschwalben in New Jersey insgesamt 63 Männchen zu Beginn der Brutsaison gefangen, von denen sie rund die Hälfte mit ungiftiger roter Farbe einfärbten. Das Ziel: ursprünglich eher unattraktive Gesellen zu begehrten Hähnchen umzuschminken – offensichtlich mit Erfolg, wie ihnen ein Vergleich von Blutproben der Tiere andeutete.
Nur eine Woche nach der Behandlung rauschte mehr Testosteron durch die Adern der aufgepeppten Schwalbenmännchen – und dieses Sexualhormon steht nicht nur sinnbildlich für erhöhte Männlichkeit und Durchsetzungsvermögen, steigert es doch Aggressivität und vergrößert die primären Geschlechtsmerkmale. Bei ihren unbehandelten Kollegen sank dagegen der Wert des Hormons – was zu diesem Zeitpunkt kurz nach dem Höhepunkt der Balzzeit eigentlich auch üblich ist.
Gleichzeitig verloren die bemalten Hähne an Gewicht, was auf ein unruhigeres Leben während der sieben Tage schließen lässt. "Vielleicht waren sie aktiver als ihre blasseren Rivalen, weil sie stärker um Weibchen warben. Oder sie konnten die Erwartungen ihrer Artgenossen nicht erfüllen, die die Tiere mit den falschen sexuellen Signalen andeuteten", vermutet Kevin McGraw, einer der Koautoren der Veröffentlichung. Erhöhte Testosteron-Werte gehen zumeist auch mit höherer Aktivität und stärkeren Wettbewerb einher, der die Vögel Energie kostet – nicht umsonst gelingt es kräftigeren Männchen, mehr in ihr Federkleid zu investieren.
Noch unklar ist den Forschern jedoch, woher die behandelten Schwalben wussten, dass sie nun attraktiver waren. "Vielleicht wirkten sie eindrucksvoller auf ihre Nebenbuhler, die entsprechend ängstlicher reagierten. Oder es stieg ihr Selbstwertgefühl, weil sie von den Weibchen stärker beachtet wurden", so McGraw. Weitere Studien sollen diese Frage nun klären.
Schwalbe ist jedoch nicht gleich Schwalbe – ein Blick über den Atlantik enthüllt interkontinentale Differenzen und womöglich die Bildung einer neuen Art: Dunkelrote Kehlen schinden bei europäischen Rauchschwalben keinerlei Eindruck – die Weibchen vom Alten Kontinent stehen auf ausgeprägte Schwanzfedern.
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