Haustiere: Kleine Hunde zielen höher
Für einige Menschen ist es ein nerviges Übel, für Hundemännchen ein zwingend notwendiger Bestandteil ihres Verhaltens: das Setzen von Duftmarken, um das Revier abzugrenzen. Für Verhaltensforscher ist es aber auch eine einmalige Gelegenheit, mehr über das Zusammenspiel von kleinen und größeren Hunderassen zu lernen. Denn Dackel, Mops und kleine Hunde versuchen, ihre geringere Größe zu kompensieren, indem sie höher spritzen. Das deutet eine Studie von Betty McGuire von der Cornell University und ihrem Team im »Journal of Zoology« an. Die Biologen hatten bemerkt, dass kleinere Hunde häufiger markierend urinieren und ihren Strahl dabei bevorzugt gegen senkrecht stehende Ziele wie Laternenpfähle richteten. Zudem beobachteten sie, dass gerade Terrier und Konsorten das Bein extra stark anhoben verglichen etwa mit Doggen, Schäferhunden oder Labradoren.
Da die Reviermarke ein besonders wichtiges Signal für die Vierbeiner ist – es vermittelt Gesundheitszustand, Alter und Geschlechtsinfos –, wollten McGuire und Co wissen, ob tatsächlich ein statistischer Zusammenhang zwischen Hundegröße und Sprühhöhe besteht. Die Wissenschaftler filmten deshalb mehrere Dutzend Hunde unterschiedlicher Größe beim Gassigehen sowie Urinieren und vermaßen anschließend auf den Aufnahmen den Winkel zwischen gehobenem Bein und dem Boden. Das Ganze wurde anschließend ins Verhältnis zur Hundegröße gesetzt. Zusätzlich maßen sie die Höhe des Urineinschlagsortes auf dem anvisierten Ziel. Wenig überraschend spritzte die Duftmarke weiter nach oben, je stärker die Hunde das Bein hoben. Doch hoben die kleinen Rassen tatsächlich ihre Pfote stärker als ihre größere Verwandtschaft: Sie pinkelten also höher, als es ihrem Status entsprach.
Für McGuire und ihr Team ist die Absicht dahinter eindeutig: Kleinere Hunde haben naturgemäß ein höheres Risiko, von großen Artgenossen untergebuttert zu werden. Deshalb wollen sie größer erscheinen, um potenzielle Konkurrenten schon durch die Duftmarke präventiv zu beeindrucken oder sogar abzuschrecken. Und das sei auch der Grund, warum sie häufiger abstrahlen – es verschaffe ihnen eine intensivere Präsenz. Getestet werden muss aber noch, ob dies beispielsweise einen Dobermann auch tatsächlich beeindruckt.
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