Gibbon-Kommunikation: Kleine Menschenaffen kennen 450 Vokabeln
Die zu den Kleinen Menschenaffen gezählten Gibbons rufen, schnattern und flüstern untereinander mit mindestens 450 unterschiedlichen Affenlauten: "huh"-ähnliche Signale, mit denen gelegentlich recht komplex über allerlei Wichtiges und Unwichtiges kommuniziert wird, meinen Primatenforscher in einer aktuellen Studie. Die kurzen Affenlaute unterscheiden sich dabei durch Kontext und Kommunikationsinhalt von den ebenfalls häufig in den heimischen Wäldern Südostasiens angestimmten, eher harmonischen Gesängen.
Längere Melodien dienen offenbar eher zur Unterhaltung zwischen den Geschlechtern und mit weiter entfernten Nachbarn – sie tragen weit auch durch die dichte Vegetation der Wälder –, die kurzen Huh-Rufe, die Forscher schon seit den 1940er Jahren kennen, sind aber bisher unterschätzt worden. Offenbar weil sie für Menschen kaum auf Anhieb zu unterscheiden sind, meint die Studienleiterin Esther Clarke von der Durham University, die seit einigen Jahren Weißhandgibbons im Norden Thailands belauscht und beobachtet. Computeranalysen von aufgezeichneten Rufen belegten nun aber die bislang verborgen gebliebenen Bedeutungsunterschiede der unauffälligen Huh-Laute: So dienen sie etwa situationsabhängig zur geflüsterten Warnung vor Feinden und können dabei transportieren, ob der Feind sich als Greifvogel von oben oder als Leopard von unten nähert.
Gibbons galten schon seit Langem als die Menschenaffen mit den deutlich komplexesten Lautäußerungen und sind für Forscher interessant, die sich mit der Entstehung der Sprache des Menschen beschäftigen.
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