Mimikry: Kleine Nachahmer müssen nicht perfekt sein
Selbstschutz durch Nachahmung gefährlicher oder ungenießbarer Vorbilder – Mimikry ist ein erfolgreiches Konzept. Doch häufig weicht die täuschende Warntracht erstaunlich stark vom Original ab. Dass sich die Imitatoren solche Ungenauigkeit leisten können, liegt offenbar an einem ganz anderen Merkmal: Sie sind den potenziellen Räubern einfach zu klein.
Thomas Sherratt von der Carleton University in Ottawa und seine Kollegen hatten sich das Lehrbuchbeispiel der Mimikry von Schwebfliegen (Syrphidae) vorgenommen, die im Aussehen Wespen, Bienen und Hummeln ähneln. Sie analysierten bis ins Detail, wie weit Vorbild und Nachahmer übereinstimmen. Dabei widerlegten sie als Erstes eine gängige Hypothese: Keine Schwebfliege erwies sich als Mosaik von zwei verschiedenen Vorbildern – eine solche Mischung galt als eine mögliche Erklärung für ungenaue Imitation.
Auch die Variante, der Mensch sehe die Tiere anders als die potenziellen Feinde und nehme daher irrelevante Unterschiede wahr, ließ sich schnell ausschließen. Den einzig wirklich belastbaren statistischen Zusammenhang fanden die Wissenschaftler nur zwischen Ähnlichkeit und Körpergröße: Je kleiner die Tiere waren, desto geringer war ihre Ähnlichkeit mit dem Vorbild. Dank ihrer geringeren Attraktivität für hungrige Räuber ist der Selektionsdruck, dem Vorbild zu ähneln, also nicht so groß wie für ihre länger geratenen Verwandten.
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