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News: Kleine Ursache, große Wirkung

Alle Säugetiere können es - nur der Mensch kann es nicht. Ihm fehlt das Gen für einen ganz bestimmten Zucker. Interessant, dass der Mensch das Gen just zu dem Zeitpunkt verlor, als sein Gehirn zu wachsen begann.
Genetisch gesehen unterscheiden wir uns nur minimal von den Schimpansen. Nur zwei Prozent unserer DNA sehen anders aus als die jener Affen, ein kleiner Unterschied mit veritablen Auswirkungen. Dem Menschen jedenfalls ganz eigenartig ist, dass ihm ein bestimmtes Gen fehlt, welches die Produktion eines ganz bestimmten Zuckers steuert. Jeder Affe und jedes andere Säugetier verfügt über dieses Gen und somit jenen Zucker: die Sialinsäure Neu5Gc.

Warum diese Sialinsäure beim Menschen nicht zu finden ist, weiß niemand, jedenfalls muss ihm das Gen irgendwann im Laufe seiner Entwicklung abhanden gekommen sein. So lässt sich der Zucker in den Knochen des letzten gemeinsamen Vorfahren von Schimpansen, Bonobos und Menschen noch nachweisen. Der lebte vor sechs bis sieben Millionen Jahren - kurz bevor Mensch und Affe evolutionär getrennte Wege gingen.

Jetzt fanden Forscher um Hsun-Hua Chou von der University of California in San Diego und Toshiyuki Hayakawa von der Graduate University for Advanced Studies in Hayama ziemlich genau heraus, wann der Mensch die Fähigkeit zur Neu5Gc-Produktion verlor. Die Untersuchung von fossilen Menschenknochen hatte zunächst gezeigt, dass seitdem in jedem Fall mehr als 0,5 bis 0,6 Millionen Jahre vergangen sein mussten, denn bei den Neandertalern war das Gen eindeutig nachweisbar.

Um den Zeitpunkt noch präziser einzugrenzen, bedienten sich die Forscher verschiedener genetischer Methoden - insbesondere der so genannten "evolutionären Uhren", die auf zeitlich konstante genetische Veränderungen bei den eng miteinander verwandten Menschen und Affen beruhen. Nachdem sie bestimmte Sequenzen miteinander verglichen, konnten die Wissenschaftler ziemlich genau sagen, dass seit der Inaktivierung jenes Gens für die Neu5Gc-Produktion beim Menschen 2,7 bis 2,8 Millionen Jahre vergangen sind.

Über die Gründe für das Ende der Neu5Gc-Synthese beim Menschen lässt sich nur spekulieren - bemerkenswert ist immerhin, dass der Mensch zu dieser Zeit zwar bereits aufrecht ging und weitgehend über unsere Physiognomie verfügte, sein Gehirn jedoch noch nicht größer war als das eines Schimpansen. Wenig später änderte sich das aber, und das menschliche Gehirn legte kräftig an Volumen zu.

Vielleicht, so vermuten die Forscher, hätte die Sialinsäure Neu5Gc - dessen Bedeutung nicht gänzlich verstanden ist - diese Entwicklung gestört. Irgendwie habe das Gen wohl die Expansion des Gehirns verhindert. Bezeugen könnten das vielleicht die uns so nahe stehenden Schimpansen, in deren Zellen Neu5Gc zwar die wichtigste Sialinsäure ist, in deren Gehirn aber ausgerechnet dieser spezielle Zucker nur untergeordnet vorkommt.

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