News: Kleiner Unterschied ganz groß
Beim Klonen tritt das Phänomen der genomischen Prägung besonders deutlich zutage und führt zu vielen Missbildungen, Riesenwuchs und anderen Fehlentwicklungen. Der Grund hierfür könnte in einem Rezeptorgen für einen Wachstumsfaktor liegen, dem so genannten insulin-like growth factor II receptor (IGF2R). Während Menschen und andere Primaten von diesem Gen zwei aktive Kopien erhalten haben, sind Schafe, Mäuse, Schweine und alle Nichtprimaten nur mit einer aktiven Kopie ausgestattet, die zweite ist stillgelegt. Doch genau das macht diese Tiere anfälliger für zwei Probleme: Sie entwickeln schneller Krebs und leiden beim Klonen stärker unter Komplikationen wie vergrößerte Herzen, unreife Lungen und reduzierte Immunsysteme.
Bislang dachte man, jeder zweite Mensch hätte an dieser Stelle im Genom eine Markierung, doch dass dies nicht so ist, entdeckte nun ein Wissenschaftlerteam um Keith Killian vom Medical Center der Duke University. Indem die Wissenschaftler die neueste Technologie des Genmapping einsetzten, fanden sich keinerlei Beweise für eine genomische Prägung des Rezeptorgens beim Menschen. Zwar ist es richtig, dass in vielen Krebsarten wie Brust-, Magen- und Gehirnkrebs Mutationen in diesem Gen auftreten, doch scheinen die Veränderungen im Genom zufällig zu entstehen und nicht Folge der Prägung zu sein.
Neben der möglichen Auswirkung auf das Klonen hat die Entdeckung noch einen anderen weitreichenden Aspekt. Viele Medikamente werden im Tierversuch auf ihre krebserregende Wirkung getestet – beliebte Versuchstiere sind hierbei Mäuse und Ratten. Da diese Tiere jedoch nur mit einer aktiven Genkopie für IGF2R ausgestattet sind, ist ihr Krebsrisiko von vornherein höher als bei Organismen mit zwei intakten Kopien. Möglicherweise sind viele erfolgversprechenden Medikamente dadurch fälschlicherweise als krebserregend getestet worden. Dass sich Menschen dadurch angeblich auch leichter klonen lassen, steht auf einem ganz anderen Blatt.
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