Kleinplaneten im November 2024: Ganymed verabschiedet sich
Wie bereits im Vormonat sind auch im November noch sieben Planetoiden heller als 10 mag. Wir bezeichnen sie als helle Kleinplaneten. Mit Parthenope kommt auch einer von ihnen in diesem Monat in Opposition zur Sonne. Nach der Monatsmitte gehört auch Ganymed nicht mehr zu dieser Gruppe. Zur Beobachtung solcher Objekte ist ein Fernrohr mit sechs Zentimeter Öffnung ausreichend. Für lichtschwächere Planetoiden wie zum Beispiel Washingtonia sollte der Durchmesser der Optik schon 20 Zentimeter betragen. Das betrifft auch die beiden erdnahen Kleinplaneten 1999 TX16 und 2006 WB. Im November kommt es zu einigen Begegnungen mit helleren Sternen, die beim Auffinden von Kleinplaneten hilfreich sein können. Alle Zeitangaben beziehen sich auf Mannheim.
Helle Kleinplaneten
Ein Kleinplanet für Frühaufsteher ist (4) Vesta. Sie bewegt sich durch das Sternbild Jungfrau und ist den ganzen November über 8,3 mag hell. Im Lauf des Monats verlagert sich ihre Aufgangszeit von 03:38 Uhr MEZ auf 02:55 Uhr. Am Morgen des 4. November kann sie in rund sechs Bogenminuten Abstand von 16 Virginis (16 Vir, 5,0 mag) gut aufgefunden werden.
Nur noch in den Abendstunden kann (7) Iris beobachtet werden. Wir finden sie zunächst im Sternbild Wassermann. Am 23. November wechselt sie in den Steinbock und sechs Tage später wieder zurück in den Wassermann. Iris geht Anfang November um 23:50 Uhr MEZ und am Monatsende schon eine Stunde früher unter. Ihre Helligkeit nimmt im Monatsverlauf von 9,6 auf 9,9 mag ab. Am 20. November ist sie 8,5 Bogenminuten von 17 Aquarii (17 Aqr, 6,0 mag) entfernt.
Anfang November leuchtet (11) Parthenope im Sternbild Stier wieder heller als 10. Größe. Dort steht sie auch am 13. November der Sonne gegenüber, also in Opposition zur Sonne und wird 9,8 mag hell (siehe »Parthenope streift den Widder«). Die diesjährige Opposition ist eher mittelprächtig. Es geht auch noch rund eine halbe Größenklasse heller, aber auch lichtschwächer. Parthenope bewegt sich rückläufig, also von Ost nach West, und betritt am 14. November die südöstliche Ecke des Sternbilds Widder. Anfang November steht sie noch um 01:22 Uhr MEZ am höchsten im Süden – in Kulmination, wie man auch sagt – und Ende November bereits um 22:55 Uhr. Bis dahin ist ihre Helligkeit wieder unter die 10. Größe gefallen. Am 8. November passiert Parthenope den hellen Stern 4 Tauri (4 Tau, 5,1 mag) in einem Abstand von 6,5 Bogenminuten.
In günstiger Beobachtungsposition, hoch im Sternbild Fuhrmann, ist (15) Eunomia zu finden. Anfang November steht sie mit 9,0 mag um 03:42 Uhr MEZ im Süden und überschreitet den Meridian am Ende des Monats um 01:30 Uhr. Bis dahin hat auch ihre Helligkeit deutlich bis auf 8,4 mag zugenommen.
Nur noch wenige Tage ist (19) Fortuna im Sternbild Fische heller als 10 mag. Sie kulminiert am Monatsanfang um 22:58 Uhr MEZ.
(39) Laetitia bleibt nur noch bis zur Monatsmitte heller als 10. Größe, am Monatsbeginn sind es noch 9,6 mag. In diesem Zeitraum verlagert sich ihre Kulminationszeit von 22:34 Uhr MEZ auf 21:35 Uhr.
Der Amor-Asteroid (1036) Ganymed ist zunächst noch 9,3 mag hell und wechselt am 4. November vom Sternbild Pegasus in die Fische. Seine Helligkeit nimmt jetzt rapide ab. Wenn er am 17. November in das Sternbild Walfisch tritt, zählt er für uns schon nicht mehr zu den hellen Kleinplaneten. Seine größte Höhe erreicht Ganymed am Monatsanfang um 21:18 Uhr MEZ und zur Monatsmitte um 21:07 Uhr. Am 28. November, wenn seine Helligkeit schon auf 10,7 mag abgenommen hat, kann er nur zwei Bogenminuten nordwestlich von HIP 4207 (8,4 mag) leichter aufgespürt werden.
Lichtschwächere Kleinplaneten
Am 16. November 1917 entdeckte der US-amerikanische Astronom George Henry Peters am U.S. Naval Observatorium den Asteroiden (886) Washingtonia. Es war der zweite von insgesamt drei der von ihm entdeckten Kleinplaneten. Wie sich herausstellte hatte die US-amerikanische Astronomin Margaret Harwood den Planetoiden bereits vier Tage zuvor aufgespürt. Sie durfte ihre Entdeckung allerdings nicht bekannt geben. Benannt wurde der Kleinplanet nach dem ersten US-Präsidenten George Washington. Am 7. November steht Washingtonia im Grenzgebiet der Sternbilder Walfisch und Widder der Sonne gegenüber und wird 12,5 mag hell. Damit wird der maximal mögliche Wert nur knapp verfehlt. In ungünstigen Fällen bleibt der rund 90 Kilometer große Himmelskörper fast drei Größenklassen lichtschwächer. Dies liegt vor allem an seiner ziemlich exzentrischen (e = 0,27) und um fast 17 Grad gegen die Ekliptik geneigten Bahn, die er einmal in 5,63 Jahren durchläuft. Bei zwei Gelegenheiten lässt sich der lichtschwache Kleinplanet mit Teleskopen ab etwa 20 Zentimeter Öffnung leichter auffinden.
Interessante Begegnungen
Erwähnenswert ist am 6. November mit einer halben Bogenminute sehr enge Passage der allerdings recht lichtschwachen (247) Eukrate (11,7 mag) an dem hellen Doppelstern 17 Lyncis (17 Lyn, 5,3 mag). Seine beiden Komponenten sind ähnlich hell, nur 0,4 Bogensekunden voneinander entfernt und umkreisen sich in etwa 480 Jahren. Mit handelsüblichen Amateurgeräten ist das Sternenpaar jedoch kaum zu trennen.
Erdnahe Kleinplaneten
Im November kommen gleich zwei NEAs (Near Earth Asteroids) in die Reichweite mittelgroßer (Durchmesser ab 20 Zentimeter) Amateurteleskope. (36183) 1999 TX16 gehört zur Gruppe der Amor- und 2006 WB zu den Aten-Asteroiden.
Im Rahmen des LINEAR-Programms wurde am 13. Oktober 1999 in Socorro (New Mexiko) der Planetoid 1999 TX16 entdeckt. Er nähert sich der Erde am 13. November bis auf 0,135 AE (20 Millionen Kilometer), wobei sich AE auf die Astronomische Einheit von rund 150 Millionen Kilometer bezieht. Das ist der geringste Abstand von unserem Planeten im Zeitraum 1900 bis 2200. Einige Tage später erreicht seine Helligkeit 12,7 mag. Der gut zwei Kilometer große Himmelskörper läuft einmal in 1,93 Jahren um die Sonne. Seine Bahn weist eine Inklination von gut 38 Grad auf und ist mit e = 0,33 ziemlich exzentrisch. Im Perihel ist er 1,04 und im Aphel 2,07 AE von unsrem Zentralgestirn entfernt. Am Himmel bewegt er sich mit bis zu 13 Bogensekunden in der Minute vom Sternbild Eridanus weiter durch den Stier und Widder bis ins Dreieck. Am 15. November steht er in Opposition zur Sonne. Leider stört zu diesem Zeitpunkt der fast volle Mond beim Beobachten.
Bis auf weniger als eine Million Kilometer (0,006 AE) kommt uns 2006 WB am 26. November nahe. Das ist ebenfalls die größte Erdnähe im Zeitraum 1900 bis 2200. Er wurde am 16. November 2006 im Rahmen des Catalina Sky Survey-Projekts (CSS) in Tucson (Arizona) gefunden. Seine um 4,9 Grad gegen die Ekliptik geneigte und mäßig exzentrische (e = 0,18) Bahn durchläuft er einmal in 286 Tagen. Sein sonnennächster Bahnpunkt liegt bei 0,7 und der sonnenfernste bei 1,00 AE Abstand zur Sonne. Das liegt sogar noch innerhalb des Aphels der Erdbahn. In der kurzen Beobachtungsperiode, in welcher der Mond nicht stört, führt ihn seine Bahn am Himmel durch die Sternbilder Orion, Eridanus, Stier und Walfisch bis in die Fische. Dabei erreicht er eine maximale Geschwindigkeit von einer Bogenminute pro Minute. Am 25. November steht er der Sonne gegenüber und bleibt mit 12,8 mag nur wenig lichtschwächer als 1999 TX16.Nach seiner Entdeckung wurde 2006 WB noch einmal im Januar 2014 gesehen. Aktuelle Beobachtungen (Stand: Juni 2024) gibt es keine, so dass seine Ephemeride noch gewisse Unsicherheiten aufweisen kann. Das betrifft auch seine Begegnungen mit hellen Sternen in der Tabelle auf S. XY.
Eine für Mannheim gültige topozentrische Ephemeride der Kleinplaneten findet sich in nebenstehenden Tabellen. Es empfiehlt sich eine tagesaktuelle Ephemeride zu verwenden. Diese lässt sich zum Beispiel unter http://www.minorplanetcenter.net/iau/MPEph/MPEph.html erstellen.
Positionsmessungen der Planetoiden sind für eine Verbesserung ihrer Bahnelemente von großer Bedeutung. Weitere Hinweise zur Auswertung erfolgreicher Beobachtungen finden sich auf der Webseite der Fachgruppe Kleine Planeten der Vereinigung der Sternfreunde: www.kleinplanetenseite.de.
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