Zentralamerika: Klima stützte und stürzte die Mayakultur
Rund fünf Jahrhunderte lang blühte die Hochkultur der Maya in den Regenwäldern im heutigen Zentralamerika, erbaute beeindruckende Tempel uns schuf ein komplexes Kalendersystem – bis sie schließlich zwischen 800 und 1100 n. Chr. überraschend kollabierte. Wie es zum Zerfall dieser hoch entwickelten Gesellschaft kam, ist unter Forschern umstritten. Diskutiert wird dabei vor allem, wie stark die wechselnden Klimabedingungen den Aufstieg und Untergang der Maya beeinflusst haben. Archäologen und Geowissenschaftler um Douglas Kennett von der Pennsylvania State University können dies nun genauer beantworten: Neue Niederschlagsdaten und archäologische Aufzeichnungen erlauben ihnen nachzuvollziehen, wann genau sich damals Dürren und Regenzeiten ereigneten.
Bisherige Studien hatten darunter gelitten, dass ihnen weniger präzisen Klimadaten zur Verfügung standen – sie stützten sich etwa auf Analysen von Seesedimenten auf der Yukatan-Halbinsel, die aber vermutlich bereits durch prähistorische Rodungen und Landwirtschaft aufgemischt wurden, oder auf Klimadaten aus Gegenden, die weit vom Mayatiefland entfernt lagen. Das Team um Kennett entlockte seine genaueren Informationen nun einem rund 56 Zentimeter langen Stalagmiten aus der Yok-Balum-Höhle in Belize im Südosten von Yukatan. Die Höhle liegt in unmittelbarer Nähe zu der alten Mayastätte Uxbenka, weitere wichtige Mayazentren wie Tikal oder Calakmul befinden sich ebenfalls in einem Umkreis von 200 Kilometern und bekamen dieselben Wetterbedingungen zu spüren.
So belegten Uran-Thorium-Datierungen, dass die oberen rund 41 Zentimeter des Stalagmiten zwischen 40 v. Chr. und 2006 n. Chr. kontinuierlich wuchsen. In Schritten von 0,1 Millimetern bestimmten Kennett und seine Kollegen in diesem Bereich das Verhältnis der stabilen Sauerstoffisotope 18O und 16O, die im Laufe der Zeit über das Regenwasser in die Höhle gelangten – und erhielten so eine detaillierte Übersicht über die Niederschlagsmengen der vergangenen 2000 Jahre.
Die Stalagmitendaten zeigten, dass es zwischen 440 und 660 n. Chr. in der Region besonders viel regnete. Danach wurde das Klima tatsächlich deutlich trockener, die Dürre erreichte schließlich ihren Höhepunkt zwischen 1020 und 1120 n. Chr.
Diese Daten glichen die Forscher nun mit recht zuverlässig datierten Inschriften von verschiedenen Monumenten in den nahegelegenen Mayazentren ab. In solchen Texten hielten die Maya akribisch wichtige gesellschaftliche Ereignisse fest, wie die Thronbesteigung von Königen oder Königinnen, Hochzeiten oder Kriegshandlungen. Der Vergleich macht deutlich, dass während der Regenzeit die Mayabevölkerung nahezu explodierte, der Wohlstand wuchs und hochentwickelte politische Systeme und große Städte wie Tikal entstanden. In der Dürreperiode dagegen häuften sich die Eintragungen über politische Unruhen und Konflikte, die Mayazentren dezimierten sich wieder, die Gemeinschaften zerbrachen. Die Machtzentren verlagerten sich in die nördlichen Bereiche der Yukatan-Halbinsel, wo die Tradition schließlich um 1100 n. Chr. in Chichen Itza endete.
Die von Kennett und seinen Kollegen errechneten Klimadaten sind offenbar recht präzise: Sie stimmen auch mit gut dokumentierten historischen Daten aus dem 16. Jahrhundert überein. Damals war Yukatan von einer ähnlichen Dürre betroffen – die Folge waren der Verlust der Ernte, Hunger, Krankheiten und Tote.
Als Grund für den plötzlichen Wetterumschwung um 660 n. Chr. vermuten die Forscher eine ungünstige Verschiebung der so genannten innertropischen Konvergenzzone, einem Regengürtel in Äquatornähe, im Zusammenspiel mit ungewöhnlichen Strömungsänderungen im Pazifik. Dadurch wurde das Mayatiefland von einer mehrere Jahrhunderte andauernden Trockenzeit heimgesucht.
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