Wetterphänomene: El Niño ist beendet
Einer der stärksten El Niños der letzten Jahrzehnte ist Geschichte: Nachdem er rund ein Jahr lang von 2015 bis in den Frühling 2016 weltweit ein Wetterchaos verursacht hatte, ging er aber nicht mit einem Paukenschlag. Er löste sich langsam im Pazifik auf; der Ozean kehrte wieder zu "normalen" Bedingungen zurück, wie die nordamerikanische Wetter- und Ozeanbehörde NOAA meldete. Die Passatwinde vor der südamerikanischen Pazifikküste wehen demnach wieder beständig und sorgen dafür, dass in der Region kaltes Tiefenwasser aufsteigen kann. Zuvor hatten durch El Niño warme Wassermassen dominiert. In drei von vier überwachten Regionen im tropischen Pazifik haben sich die Temperaturen wieder in der Nähe des Durchschnitts eingependelt oder liegen sogar unter dem langjährigen Schnitte – erste Anzeichen, dass sich im Ozean bald La Niña einstellen könnte: Sie ist das kalte Gegenstück zu El Niño, allerdings sind die Auswirkungen auf das Weltwetter geringer.
Die immer noch nicht endgültig ausgewerteten Daten zu El Niño deuten an, dass er mindestens so stark war wie die Ereignisse 1997/98 sowie 1982/83. Wie für das Klimaphänomen üblich sorgte er für lang anhaltende Trockenheit in Indonesien, was wiederum die Brandrodung von Regenwäldern und Plantagen erleichterte. Die Folge waren starker Smog, Gesundheitsprobleme und wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe in Südostasien. Südafrika wurde ebenfalls von einer heftigen Serie heimgesucht, die zu massiven Ernteausfällen und Wasserknappheit führte. Umgekehrt erlebte die chilenische Atacama ergiebige Niederschläge, weshalb die Wüste außergewöhnlich stark blühte. Allerdings führte El Niño auch nicht überall zu den erwarteten Folgen. In Südkalifornien hatte man Hoffnung, dass die langjährige Dürre deswegen endlich endet, doch im Gegensatz zu anderen Niño-Ereignissen blieben überdurchschnittlich starke Winterregen aus. Los Angeles sah wieder nur weniger als die Hälfte der mittleren langjährigen Niederschläge. In Seattle hingegen war der Winter extrem nass.
Langfristig am gravierendsten könnten jedoch die Schäden an den Korallenriffen sein, die El Niño wegen der vielerorts erhöhten Wassertemperaturen hinterlassen hat. Experten sprechen von der schlimmsten Korallenbleiche, die seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt hätten. In besonders betroffenen Regionen wie dem Great Barrier Reef in Nordaustralien könnte ein Fünftel der Korallen schwer geschädigt oder bereits tot sein: Steigen die Wassertemperaturen über einen bestimmten Schwellenwert, stoßen die Korallen ihre symbiontischen Algen ab, um sich selbst zu schützen. Die Algen produzieren dann unter Stress toxische Substanzen. Sinken die Wassertemperaturen bald wieder, können die Untermieter wieder zu ihren Korallen zurückkehren und das Riff kann sich erholen. Dauert diese Erwärmung jedoch zu lange an, leiden die Korallen unter Nährstoffmangel und sterben ab oder werden von Rotalgen überwuchert, was letztlich zum gleichen Ergebnis führt.
Daran ändert letztlich auch die bevorstehende La Niña nichts mehr, obwohl sie dafür sorgt, dass Teile des Pazifiks unterdurchschnittlich kühl sind. Die kalte Schwester könnte ab dem späten Sommer und Herbst voll ausgebildet sein und bis 2017 oder noch länger andauern. Die NOAA rechnet mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 bis 75 Prozent, dass La Niña eintritt. Die weltweiten Auswirkungen sind jedoch weniger gut erforscht als bei El Niño. Bisherige Erfahrungen zeigen zudem, dass sich das Wetter ohnehin weniger stark verändert.
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