Kanada: Klimawandel bedroht 2000 Jahre alte Jagdwerkzeuge
Weltweit steigen die Temperaturen. Im Nordwesten Kanadas taut infolgedessen das Eis – und gibt über 2000 Jahre alte, bestens erhaltene Jagdwerkzeuge frei. Doch die Schmelze hat einen schwer wiegenden Nachteil: Die Speere, Wurfgeräte und Schlingen, die Tausende von Jahren in so genannten Eisflecken eingefroren waren, könnten nun in kurzer Zeit der natürlichen Zersetzung zum Opfer fallen.
Bei jenen Eisflecken handelt es sich um inselartige Anhäufungen von Schnee, die in Kanadas Nordwest-Territorien in den Mackenzie Mountains bis vor kurzem noch ganzjährig gefroren blieben. Das machte sie über Jahrtausende zum Anziehungspunkt für die nordamerikanischen Rentiere, die Karibus. Sie suchten dort Zuflucht vor sommerlicher Hitze und Fliegen. Die Karibus wiederum lockten die Jäger, deren Speere und Schleudern das Eis Tausende von Jahren umschloss.
Das jetzige Tauwetter lässt die Archäologie zu einem Wettlauf gegen die Zeit werden: Das Team des Prince of Wales Northern Heritage Centre fürchtet vor allem zwei Zerstörungsfaktoren. Zum einen könnten die heute dort lebenden Karibus die Werkzeuge zertrampeln, zum anderen droht Gefahr durch die säurehaltigen Böden. "In einem oder zwei Jahren dürften alle Überreste verschwunden sein," so Forschungsleiter Tom Andrews.
Die bereits geborgenen Funde versetzen die Forscher in Begeisterung. Andrews schwärmt: "Es ist wie Geschenke Auspacken an Weihnachten." Die Wissenschaftler fanden Werkzeuge zum Speerschleudern, eine Schlinge zur Präriehundjagd und Pfeile und Bögen – diese waren 2400, 1000 und 850 Jahre alt. Bei den überaus sorgsam gearbeiteten Pfeilen können die Archäologen kaum glauben, dass sie nur mit Steinwerkzeugen hergestellt wurden.
Claudia Reinert
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