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Insektensterben: Klimawandel dezimiert Nahrungskette im Regenwald

Neue Indizien für eine dramatische Entwicklung: Auch im Regenwald der Karibikinsel Puerto Rico verschwinden die Insekten - mit Folgen für das ganze Ökosystem.
Regenwald und La Fortuna Waterfall in Alajuela, Costa Rica

Seit Jahren zeigen Studien überall auf der Welt, dass es immer weniger Insekten gibt. Welches Ausmaß dieser als »Insektensterben« betitelte Rückgang hat, ist allerdings unklar, ebenso wie die Ursache: Im Verdacht stehen Pestizide und Landwirtschaft, aber auch Lichtverschmutzung und der Klimawandel. Eine neue Studie aus Puerto Rico demonstriert nun, wie drastisch ein verändertes Klima tropische Insekten dezimieren kann. Wie Bradford C. Lister vom Rensselaer Polytechnic Institute und Andres Garcia von der Universidad Nacional Autónoma de México in »PNAS« berichten, sank die Insektenbiomasse im Luquillo-Regenwald von Puerto Rico auf ein Viertel bis ein Sechzigstel gegenüber den 1970er Jahren. In diesem Zeitraum stieg die Durchschnittstemperatur in der Region um zwei Grad Celsius.

Die Untersuchung deckt sich mit Vorhersagen, dass tropische Ökosysteme gegenüber höheren Temperaturen besonders anfällig seien. Im Gegensatz zu den gemäßigten Breiten schwanken die Temperaturen der tropischen Wälder im Tages- und Jahresverlauf nur sehr wenig. Entsprechend anfällig sind wirbellose Tiere wie Insekten dort für schnelle klimatische Veränderungen – sie sind nicht an wechselnde Temperaturen angepasst. Die Studie ist ein Vergleich zwischen Insekten, die 1976 und 2012 mit den gleichen standardisierten Verfahren gefangen wurden, und weist darauf hin, dass die stark gestiegene Temperatur tatsächlich einen deutlichen Effekt auf die Insekten hatte.

Neben den Insekten selbst zählten die Fachleute auch die Insekten fressenden Wirbeltiere. Deren Zahl sank ebenfalls, während vergleichbare Tiere, die sich von Samen oder Früchten ernähren, keinen Rückgang zeigen. Das deutet darauf hin, dass es sich nicht um natürliche Schwankungen, sondern um einen realen Trend handelt. Nach der Interpretation der beiden Forscher hat das wärmere Klima das Nahrungsnetz des Waldes quasi von unten her umstrukturiert und so das Ökosystem dramatisch verändert.

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