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Klimawandel: »Gezielte Einwanderung« soll Wälder klimafit machen

Europäische Wälder werden nur dann mit dem Klima der Zukunft zurechtkommen, wenn dort besser angepasste Pflanzen wachsen. Das wiederum gehe nur mit menschlicher Hilfe, zeigt eine Studie.
Ein vom Borkenkäfer zerstörter Wald im Harz
Ein vom Borkenkäfer zerstörter Fichtenwald steht im Nationalpark Harz. Trockenheit und Klimawandel setzen dem deutschen Wald schwer zu und machen ihn anfällig für Schädlingsbefall.

Der Klimawandel hat den europäischen Wäldern bereits stark zugesetzt und wird ihnen künftig noch viel stärker zu schaffen machen. Dadurch droht der Wald sogar seine wichtige Klimaschutzfunktion als CO2-Senke zu verlieren. Damit das nicht geschieht, müssen die anfälligen Nadelwälder zu widerstandsfähigeren Laubmischwäldern umgebaut werden. Doch selbst das werde nicht genügen, resümiert nun ein Team von Waldexperten in der aktuellen Ausgabe von »Nature Climate Change«: Beim Anpflanzen neuer Bäume müsse überdies gezielt darauf geachtet werden, dass das verwendete Saatgut aus bestimmten Regionen stammt.

Für Tannen eigne sich etwa das Saatgut von Bäumen, die in kalt-trockenen Gegenden in den Karpaten wachsen, für Buche und Traubeneiche solches aus dem Alpenraum oder von der Atlantikküste. Saatgut für Stieleiche solle man aus dem mittel- und südosteuropäischen Raum importieren, erläutert das Team um Debojyoti Chakraborty vom österreichischen Bundesforschungszentrum für Wald. Die Wissenschaftler bezeichnen dieses Vorgehen als »unterstützte Migration«.

Dahinter steckt die Idee, jene Herkunftsgebiete auszuwählen, in denen heute schon die Bedingungen herrschen, die an den betreffenden Standorten erst für die kommenden Jahrzehnte prognostiziert werden. Man mache sich dabei zu Nutze, dass eine Baumart wie etwa die Buche oder die Kiefer über ihr riesiges Verbreitungsgebiet hinweg eine große genetische Vielfalt aufweist. Bäume hätten sich über lange Zeiträume an die jeweils vorherrschenden klimatischen Bedingungen angepasst. Diese Anpassung werde in den Samen transportiert, schreiben die Forscher.

Bei der Suche nach den am besten geeigneten Herkunftsgebieten stützen sie sich auf Modellrechnungen, in die Daten aus 587 so genannten forstlichen Herkunftsversuchen in ganz Europa eingeflossen sind. Bei diesen Versuchen lässt man Bäume aus unterschiedlicher Herkunft wachsen und vergleicht, wie gut sie sich für lokal vorherrschende Klimabedingungen eignen. Die Simulationen zeigten, dass sich das Potenzial zur Kohlenstoffspeicherung in den kommenden Jahrzehnten erhalten oder sogar um knapp 50 Prozent steigern ließe, wenn Laubwälder mit importiertem Saatgut angelegt werden. Nutzt man für dieselben Laubwälder dagegen lokales Saatgut, sinkt das Speicherpotenzial laut den Rechnungen um rund 30 bis 40 Prozent.

Relevant sind solche Überlegungen vor allem mit Blick auf die Wiederbewaldung der enormen Schadflächen, die der Klimawandel bereits in Mitteleuropa hervorgerufen hat. Sie betreffen in erster Linie die Fichtenmonokulturen, die aktuell noch viele Wirtschaftswälder dominieren. Sie sind aber der zunehmenden Hitze und Trockenheit nicht gewachsen, was sie zudem anfällig für den Borkenkäfer macht.

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