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Klimawandel: Es war einmal der letzte Gletscher

Es ist offiziell: Venezuela besitzt keine Gletscher mehr. Weitere Staaten, in denen es noch Eiszungen gibt, könnten bald folgen.
Archivbild des Humboldt-Gletschers in Venezuela, als dieser noch als Gletscher galt: eine kleine weiße Eisfläche in der rechten Bildmitte, umgeben von grauem Gestein. Im Hintergrund ein Berggipfel, der von weißen Wolken umgeben ist.
Archivbild des Humboldt-Gletschers aus dem Jahr 2019: Damals erfüllte der Gletscher noch die offiziellen Anforderungen.

Bis zur Jahrtausendwende wies Venezuela noch insgesamt sechs Gletscher auf, doch 2024 wurde es offiziell: Der südamerikanische Staat verlor auch noch seine letzte Eiszunge, den Humboldt-Gletscher im Nationalpark Sierra Nevada. Seine verbliebene Fläche im April betrug weniger als zwei Hektar, was unter dem Grenzwert für Gletscher liegt – die kläglichen Reste gelten nur noch als Eisfeld, wie der »Guardian« meldete. Venezuela gilt damit als erster Staat in der jüngeren Vergangenheit, der gletscherfrei wurde.

Im Jahr 1910 betrug die gesamte Gletscherfläche Venezuelas noch rund 1000 Quadratkilometer, doch verschwanden bis 2011 fünf der sechs Gletscher. Zwischen 1953 und 2019 hatten sich diese Eiszungen um 98 Prozent zurückgezogen, wobei sich das Abschmelzen nach 1998 noch beschleunigt hatte. Ab 2016 betrugen die Verluste beim verbliebenen Eis sogar 17 Prozent pro Jahr. Grundlegend ausgelöst wurde die Schmelze durch den Klimawandel, der in den Höhenlagen für deutlich gestiegene Temperaturen sorgt. 2023/24 traten regelmäßig Monate auf, in denen die Temperaturen drei bis vier Grad Celsius über dem langjährigen Mittel lagen. Dazu kamen Rückkopplungseffekte: Je weniger dunkles Gestein vom Eis bedeckt war, desto größere Flächen konnten sich aufwärmen und dem verbliebenen Eis zusetzen.

Noch im Dezember 2023 wollte die Regierung des Landes die Reste des Humboldt-Gletschers retten und bedeckte ihn mit Textilplanen – ein Verfahren, das in den Alpen bereits eingesetzt wird, aber nur bescheidene Erfolge zeitigt und die Gletscher nicht auf Dauer erhalten kann. Das südamerikanische Land dürfte bald von weiteren Nationen gefolgt werden, die ihre Gletscher verlieren: Zu den Kandidaten gehören beispielsweise Mexiko, Indonesien (auf der Insel Neuguinea) und Slowenien.

Auch Deutschland wird in absehbarer Zeit gletscherfrei werden: Bis 2035 könnten die verbliebenen Eiszungen so weit geschrumpft sein, dass sie ihren Status verlieren. Bereits im September 2022 wurde dem Südlichen Schneeferner der Titel »Gletscher« mangels Masse entzogen.

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