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Klimawandel: Höchste Wassertemperaturen seit Aufzeichnungsbeginn

Im Meer herrscht eine Hitzewelle: global und in einem nicht gekannten Maß seit Beginn moderner Aufzeichnungen. Und das Phänomen El Niño steht erst ganz am Beginn seiner Wirkung.
Sonne über dem Meer
Die Meere heizen sich auf: keine guten Nachrichten für viele Lebensgemeinschaften des Meeres.

In den Ozeanen ist es im Durchschnitt so warm wie seit Beginn der Satellitenbeobachtung noch nicht. Seit Mitte März 2023 liegen die Wassertemperaturen im globalen Mittel bei 21,1 Grad Celsius und damit um 0,1 Grad höher als 2016, als der Wert erstmals erreicht wurde – und es gibt keine Anzeichen, dass die Werte demnächst zurückgehen könnten. Im Gegenteil – Fachleute wie Moninya Roughan von der University of New South Wales in Sydney erwarten eher noch weiter steigende Temperaturen, wie sie in einem Bericht für »The Conversation« schreibt: Zum langzeitigen Trend der Erderwärmung kommt El Niño, der weltweit das Wetter und die Ozeane beeinflusst.

In den letzten drei Jahren habe La Niña global dämpfend auf die Temperaturen eingewirkt, vor allem im Pazifik, während der Ausstoß an Treibhausgasen unvermindert weiterging. Doch nun kehren sich die Bedingungen um. Insgesamt erwarten Klimatologen, dass das Phänomen El Niño die globale Mitteltemperatur um 0,2 Grad Celsius zusätzlich erhöhen könnte. 2023 könnte die Erde daher im Schnitt um 1,5 Grad Celsius wärmer sein als vor der Beginn der Industrialisierung.

Während La Niña kühlen sich große Teile des Pazifiks ab und es herrschen kräftigere Passatwinde, bei El Niño erwärmt sich der Pazifik dagegen wieder stark. Die letzte ähnlich große Hitzewelle in den Ozeanen fiel daher mit einem stärkeren El-Niño-Ereignis von 2014 bis 2016 zusammen. Die Satellitendaten werden dabei mit Messwerten abgeglichen, die von Schiffen oder von Bojen erhoben werden, wobei eisbedeckte Bereiche nicht erfasst werden.

Überraschend kommt diese Entwicklung allerdings nicht: In den vergangenen Jahrzehnten haben die Ozeane rund 90 Prozent der zusätzlichen Wärme geschluckt, die der Klimawandel verursacht hat: Sie wirkten damit globale dämpfend auf die Aufheizung. Eine Studie hatte 2022 gezeigt, dass diese Erwärmung im Meer immer tiefer reicht und sich beschleunigt. Besonders stark haben sich demnach vor allem seit den 1980er Jahren die oberen zwei Kilometer der Wassersäule erwärmt.

Messungen zeigen, dass 2023 im südlichen Indischen Ozean, im Südatlantik, vor Nordwestafrika, um Neuseeland, vor dem Nordosten Australiens und westlich von Mittelamerika mehr oder weniger stark ausgeprägte Hitzewellen herrschen. »Es ist ungewöhnlich, dass so viele extreme marine Hitzewellen zur gleichen Zeit auftreten«, sagte Alex Sen Gupta von der University of New South Wales dem »Guardian«.

Für viele Bewohner und Ökosysteme der Meere sind das keine guten Nachrichten. Vor allem Korallenriffe leiden unter zu hohen Temperaturen und bleichen aus, wenn die Werte längere Zeit über einer bestimmten Schwelle liegen. Häufen sich diese Ereignisse, erholen sich die Korallen schlechter oder gar nicht: Das Riff zerfällt. Wärmeres Wasser ist zudem sauerstoffärmer und verdrängt Arten, die an kühlere Bedingungen angepasst sind, in höhere Breiten oder tiefere Gewässer, was Nahrungsketten empfindlich beeinträchtigen kann.

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