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Ökologie: Klimawandel lässt Schafe schrumpfen

© Arpat Ozgul / Imperial College London
Evolution und ökologische Anpassung laufen normalerweise sehr langsam ab – innerhalb von Jahrtausenden bis Jahrmillionen. Umso erstaunlicher ist, was Tim Coulson vom Imperial College London und seine Kollegen nun auf der Insel Hirta im schottischen Archipel St. Kilda festgestellt haben: Die dort heimischen Soay-Schafe sind in jüngster Zeit immer kleiner geworden – um durchschnittlich etwa fünf Prozent in 25 Jahren. Diese alte Wildrasse lebt seit Jahrhunderten weitgehend isoliert von der restlichen Welt auf den unbewohnten westschottischen Inseln. Die plötzliche Größenabnahme ist deshalb sehr ungewöhnlich, zumal stattliche Tiere normalerweise im Vorteil sind und sich besser fortpflanzen.

Coulson führt den Schrumpungsprozess auf den Klimawandel zurück, der jüngst für deutlich mildere Winter gesorgt hat. "In der Vergangenheit war es so, dass nur die großen Lämmer, die während ihres ersten Sommers möglichst viel Gewicht zugelegt hatten, den harten Winter überlebten. Jetzt ist das Futtermittel Gras längere Zeit des Jahres vorhanden, so dass auch die langsam wachsenden Lämmer gute Überlebenschancen haben", erklärt der Biologe. Dadurch steige der Anteil kleinerer Tiere in der Population.

Hinzu kommt, was die Forscher den Junge-Mutter-Effekt nennen. Sie haben herausgefunden, dass junge weibliche Schafe physisch noch nicht in der Lage sind, Nachwuchs zu bekommen, der bei der Geburt genauso schwer ist, wie sie selbst es waren. Das wirkt der natürlichen Tendenz zur Größenzunahme entgegen. Dass daraus eine Verkleinerung wird, liegt laut Coulson am zusätzlichen Einfluss der Erderwärmung.

Andreas Baumann

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