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Ozeane: Klimawandel macht Wellen höher

Immer wärmere Meere lassen Wellen immer größer werden - eine unerwartete Folge des Klimawandels. Doch vor Europa läuft der Trend in die entgegengesetzte Richtung.
Eine Welle bricht sich an einer Hafenmole, hinter der ein Schiff liegt.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind die Wellen der Weltmeere um knapp ein halbes Prozent pro Jahr stärker geworden, und der Effekt hält an. Mutmaßliche Ursache ist, dass sich die Ozeane durch den Klimawandel erwärmen, berichten drei spanische Meeresforscher in »Nature Communications«. Wie Borja G. Riguero und zwei Kollegen von der Universidad de Cantabria in Santander schreiben, ist der Effekt im Südozean rund um die Antarktis am stärksten, dort stieg die auf die Wasseroberfläche übertragene Wellenenergie um 0,58 Prozent pro Jahr – insgesamt um ein Drittel in den letzten 60 Jahren. Im Indischen Ozean und Atlantik dagegen betrug der Anstieg nur etwa die Hälfte. Die vom Wind getriebenen Wellen sind der wichtigste Faktor für die Erosion von Küsten, haben einen erheblichen Einfluss auf Überschwemmungen und belasten Häfen und andere Bauwerke an der Küste. Außerdem sei die Wellenenergie möglicherweise ein nützliches Maß dafür, wie sich die Temperaturen an der Meeresoberfläche großräumig verändern.

Riguero und seine Kollegen kombinierten die von Satelliten und Messbojen gesammelten Wellenhöhen mit Modellen, die die Lücken in der Überwachung schließen sollen. Anschließend überprüften sie einen möglichen Zusammenhang zwischen den zunehmenden Wellenenergien und den im gleichen Zeitraum gemessenen Temperaturen an der Meeresoberfläche. Dabei stießen sie nicht nur auf einen gemeinsamen Trend in beiden Datensätzen, sondern zeigten auch, dass nach Abzug des Trends die jährlichen und saisonalen Schwankungen von Meerestemperaturen und Wellenenergie statistisch nachweisbar zusammenpassen – ein wichtiges Indiz, dass beide auch ursächlich miteinander verbunden sind. So verursachen starke El-Nino-Ereignisse merklich höhere Wellen.

Die Effekte zeigen sich, berichten die Forscher, am stärksten in den stürmischsten Jahreszeiten. Das deckt sich mit früheren Untersuchungen, nach denen insbesondere das höchste Prozent der Wellen über die Jahre immer höher wird. Für Europa allerdings hat der Bericht eine gute Nachricht: Auf der Nordhalbkugel sinkt die Wellenenergie seit den 1990er Jahren leicht. Dafür gibt es mehrere mögliche Erklärungen; eine Rolle dabei spielt eventuell auch der »Cold Blob« vor Grönland, eine Zone ungewöhnlich kühlen Oberflächenwassers, die womöglich auf eine Schwächung des Golfstromsystems zurückgeht.

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