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Klimawandel: Niederschläge werden immer unbeständiger

Im zurückliegenden Jahrhundert haben die täglichen Schwankungen der Niederschlagsmenge systematisch zugenommen. Der Grund dafür ist die globale Erwärmung.
Starkregen
Der Klimawandel macht das Wetter tendenziell chaotischer. Es kommt öfter zu Extremereignissen: Sowohl Starkniederschläge als auch ausgeprägte Phasen der Trockenheit häufen sich. Langjährige Messreihen zeigen eine weltweit zunehmende Variabilität der täglichen Niederschlagsmenge.

Der menschengemachte Klimawandel lässt die Niederschlagsmengen weltweit immer stärker schwanken. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt in Europa, Australien und dem östlichen Nordamerika. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschungsgruppe um Wenxia Zhang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Die Fachleute berichten darüber in der Fachzeitschrift »Science«.

Die weltweite anthropogene Erwärmung hat großen Einfluss auf den Wasserkreislauf. Mit steigenden Temperaturen wächst die Sättigungskonzentration von Wassermolekülen in der Luft. Warme Luft nimmt deshalb mehr Wasserdampf auf als kalte: Bei 30 Grad Celsius etwa dreimal so viel wie bei 10 Grad Celsius. Mit fortschreitendem Klimawandel kommt es darum einerseits zu ausgeprägteren Phasen der Trockenheit, weil bei größerer Hitze mehr Wasser aus dem Boden verdunstet, bis die Sättigungskonzentration erreicht ist. Andererseits führt der Klimawandel zu heftigeren Niederschlägen, weil die zusätzliche Wassermenge in der Luft irgendwann wieder kondensiert und als Regen herunterfällt. Hinzu kommt, dass sich in einer wärmeren Welt die großräumigen atmosphärischen Zirkulationsmuster verändern, was erheblichen Einfluss auf regionale Niederschläge haben kann. Ein aufgeheizter Planet ist deshalb einer, der weniger berechenbar ist und mehr extreme Wetterereignisse hervorbringt.

Zhang und ihr Team haben fünf globale und acht regionale Datensätze ausgewertet, die Angaben zu täglichen Niederschlägen enthalten und den Zeitraum von 1900 bis 2020 überspannen. Den Ergebnissen zufolge variieren die Niederschlagsmengen auf drei Vierteln der weltweiten Landfläche immer stärker. Ihre tägliche Schwankung hat im globalen Mittel um 1,2 Prozent pro Jahrzehnt zugenommen. In einzelnen Regionen wie Europa fällt dieser Effekt noch viel deutlicher aus: Hier ist die tägliche Variabilität um mehr als 6 Prozent pro Jahrzehnt gewachsen.

Wenn das Wettergeschehen zunehmend heftiger ausschlägt und mehr Extremereignisse produziert, birgt das Risiken. Die Infrastruktur versagt häufiger, die Landwirtschaft ist erschwert, das Risikomanagement kommt öfter an Grenzen, Ökosystemfunktionen sind beeinträchtigt. »Schnelle und starke Schwingungen zwischen klimatischen Extremen fordern nicht nur Wettervorhersagen und Klimaprojektionen heraus, sondern wirken sich auch kaskadenförmig auf die menschliche Gesellschaft aus und bedrohen unsere Klimaresilienz«, schreiben die Fachleute in ihrer Studie.

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