Direkt zum Inhalt

Klimawandel: Wo sich Hitzewellen häufen

Der Klimawandel bringt häufiger Extremwetter mit sich. Von heißen Tagen sind manche Regionen jedoch deutlich häufiger betroffen als andere – darunter auch Teile Europas.
Ein Kind gießt zur Abkühlung Wasser auf sich selbst
Hohe Temperaturen können den Körper stark belasten. Ausreichend zu trinken, ist das Mindeste, was wir tun müssen.

Seit den 2010er Jahren erreichen die durchschnittlichen Temperaturen der Erde immer neue Rekorde. Das bislang wärmste Jahr seit Beginn moderner Aufzeichnungen, 2023, dürfte diesen Rekord nicht lange halten. Doch der Planet erwärmt sich nicht überall gleichmäßig schnell. In der Arktis etwa verläuft der Prozess rasanter als in der Sahara. Und nicht alle Teile der Erde sind gleichermaßen oft von starken Hitzewellen betroffen, in manchen treten sie sogar deutlich häufiger und intensiver auf, als Klimamodelle prognostiziert hatten. Das zeigt eine Arbeit von Kai Kornhuber vom International Institute for Applied Systems Analysis in Laxenburg, Österreich, und seinem Team.

Für ihre Studie analysierte die Arbeitsgruppe die Daten von Hitzewellen über 65 Jahre hinweg und ermittelte auf diese Weise Regionen, in denen solche Extremwetterereignisse überdurchschnittlich häufig und überdurchschnittlich stark auftraten. Kennzeichnend für viele dieser Hitzewellen waren Höchsttemperaturen, die vorherige Rekorde mühelos übertrafen. Im Juni 2021 beispielsweise litt die pazifische Nordwestküste Nordamerikas unter einer neuntägigen Hitzeperiode, bei der die für die Jahreszeit typischen Durchschnittswerte um 30 Grad Celsius überboten wurden. Sogar die vorherige Rekordtemperatur wurde noch um 4,6 Grad Celsius überragt. Ein verheerendes Feuer vernichtete schließlich die besonders betroffene Stadt Lytton in Kanada. Hunderte Menschen starben zudem durch Hitzschlag.

Viele der extremen Hitzewellen fanden seit Mitte/Ende der 2010er Jahre statt; einige wenige bereits kurz vor oder nach der Jahrtausendwende. Zu den am stärksten betroffenen Regionen gehören das bevölkerungsreiche Zentrum Chinas, Japan, Korea, die Arabische Halbinsel, West-, Süd- und Ostaustralien und einzelne Teile Afrikas. Ebenfalls überdurchschnittlich oft beeinflusst wurden die kanadischen Nordwest-Territorien, einige arktische Inseln, Nordgrönland und Südchile. Eine Region stach allerdings besonders hervor: der Nordwesten Europas, der unter anderem 2022 und 2023 unter hohen Temperaturen litt, was Schätzungen zufolge einige tausend Menschen das Leben gekostet haben soll. Hier haben sich in den letzten Jahren die heißesten Tage des Jahres doppelt so schnell erwärmt wie die durchschnittlichen Sommertemperaturen.

Verteilung der Hitzewellen | Regionen, in denen die beobachteten Hitzewellen die Trends aus den Klimamodellen übertreffen. Die Gebiete in den dunkelroten Bereichen sind die extremsten; die schwächer roten und orangefarbenen Gebiete übertreffen die Klimasimulationen, aber nicht so stark. Gelbe Farbtöne entsprechen in etwa den Modellen, während grüne und blaue Farbtöne unter dem liegen, was die Berechnungen vorhersagen würden.

Auf der anderen Seite gibt es Gebiete, in denen Hitzewellen sogar seltener aufgetreten sind, als statistisch in den Klimamodellen zu erwarten gewesen wäre, darunter Teile Südamerikas, der Sahelzone und Sibiriens sowie im nördlichen Australien. Diese Regionen erwärmen sich zwar ebenso, doch eilen die Extremwerte den Durchschnittstemperaturen weniger stark oder sogar schwächer voraus, als zu erwarten gewesen wäre.

Was dafür sorgt, dass manche der Regionen stärker unter Hitze leiden als andere, ist noch unklar. Für Europa, Nordamerika und Nordasien könnte es mit einem stärker ausschlagenden Jetstream zu tun haben, dessen »Wellen« länger ortsfest verweilen, statt rasch weiterzuziehen. Dadurch können heiße Luftmassen aus den Subtropen über längere Zeiträume nordwärts ziehen, während benachbarte Regionen unterkühlt bleiben, weil auf der anderen Seite der Welle arktische Luft nach Süden gelangt.

Das wird unter anderem für die Hitzeblase diskutiert, die zur Katastrophe von Lytton führte. Ungewöhnlich niedrige Niederschläge hatten zudem zuvor die Vegetation und Böden ausgetrocknet, so dass kaum mehr Feuchtigkeit verdunsten konnte, was die Erwärmung zusätzlich antrieb und die Basis für das verheerende Feuer bildete.

  • Quellen
PNAS 10.1073/pnas.241125812, 2024

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.