Klimawandel: Schwammbleiche macht Wissenschaftlern Sorgen
Erstmals seit Beginn systematischer Beobachtungen tritt im neuseeländischen Fjordland eine ausgedehnte Massenbleiche von Schwämmen auf – ein Phänomen, das man bislang vor allem von überhitzten Korallenriffen kennt. Bis zu 95 Prozent aller Schwämme sind in manchen Gebieten betroffen, berichten Wissenschaftler um James Bell von der Victoria University of Wellington im »Guardian«. Schuld daran ist vermutlich eine extreme Hitzewelle im Pazifik vor Ort: Die durchschnittlichen Wassertemperaturen im April waren die höchsten in der Region, die bislang gemessen wurden. Die Länge und Intensität der Hitzewelle vor der Südwestküste der Südinsel übertrifft die aller Ereignisse seit mindestens 40 Jahren.
Normalerweise sind die besonders betroffenen Schwämme tief schokoladenbraun, doch inzwischen finden die tauchenden Wissenschaftler überwiegend weiße, ausgeblichene Exemplare. »Derartige Schäden wurden in Neuseeland noch nie beobachtet, und auch international gab es nur wenige Berichte über solche Vorfälle in kalten Gewässern«, sagte Bell. Schätzungen der Arbeitsgruppe gehen von hunderttausenden betroffenen Exemplaren aus. Ähnliche Berichte zu Schwammbleichen gebe es auch von der tasmanischen Küste, sagt Bell.
Schwämme galten bislang als relativ robuste Meeresbewohner, die toleranter gegenüber Veränderungen im Ozean sind als Korallen. Doch das könnte sich ändern. »Das macht deutlich, mit welcher Art von Klimakrise wir es zu tun haben. Es gibt so viele Arten in Neuseeland, und wir wissen nicht, welche Wärmetoleranz sie haben«, sagte Bell gegenüber dem »Guardian«.
Unklar ist, ob die Schwämme direkt unter Überhitzung leiden oder ob die außergewöhnlichen Temperaturen die Tiere durch erhöhten Stress etwa krankheitsanfälliger machen. Ebenfalls fraglich ist noch, ob und wann sich die Tiere wieder erholen können. Schwämme gehören zu den Schlüsselarten in diesen Meeresökosystemen und bauen ganze Riffe auf.
Prinzipiell scheint das Jahr 2022 für die Lebensräume in den australischen und neuseeländischen Gewässern schlecht zu sein. Am Great-Barrier-Riff vor der australischen Ostküste findet flächendeckend erneut eine Bleicheereignis statt: Es ist das vierte in den letzten sieben Jahren.
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