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Verhaltensbiologie: Klippschliefer singen im Dialekt

Klippschliefer
Klippschliefer auf einem Stein | Die Pflanzenfresser bevorzugen felsige, zerklüftete Gegenden. Das hier abgebildete Tier stammt allerdings aus dem Zoo in Amnéville.

Mehrere Minuten am Stück können die Schnarr-, Zirp- und Grunzgesänge männlicher Klippschliefer andauern, mit denen die possierlichen Kleinsäuger wohl gruppendynamische Eigenwerbung betreiben. Aber so arhythmisch und zufallsgesteuert sie auch klingen mögen – die Lautäußerungen folgen offenbar einem komplexen internen Regelwerk, das sich noch dazu von Dialektregion zu -region unterscheidet.

Das haben jetzt Forscher um Arik Kershenbaum von der Universität Haifa herausgefunden. Es sei ein bei Säugetieren durchaus seltenes Phänomen, erläutern die Wissenschaftler. Bisher kannte man eine solche Rufsyntax vor allem von Walen und ihren Verwandten sowie einigen Primaten; in erster Linie kommt sie jedoch bei Singvögeln vor. Allerdings seien bislang nur die wenigsten Säugetierspezies dahingehend untersucht worden, räumen die Forscher ein. Womöglich ist das Phänomen daher weiter verbreitet als gedacht.

Die Lautäußerungen der männlichen Klippschliefer (Procavia capensis) unterteilten Kershenbaum und Kollegen in fünf verschiedene Einheiten, so genannte Silben, die aneinandergereiht die komplexen Lautfolgen ergeben. Aufgezeichnete Gesänge wild lebender Klippschliefer kodierten sie zunächst als Silbenfolge und unterzogen diese "Sätze" anschließend einer Analyse. Dazu verwendeten sie statistikbasierte Computeralgorithmen aus der Bioinformatik, mit denen sonst üblicherweise der Gehalt an innerer Ordnung in DNA-Abschnitten ermittelt wird. Welche Regeln es sind, die den Lautfolgen zu Grunde liegen, erfährt man bei den von ihnen eingesetzten Verfahren leider nicht.

© Arik Kershenbaum
Singender Schliefer
Ein Klippschliefer bei seinen typischen Gesängen aus den fünf Silben "Wail", "Chuck", "Snort", "Squeak" und "Tweet".

Das Bemerkenswerte an ihrer Beobachtung sei, dass die Syntax offensichtlich nicht angeboren ist, sondern durch soziales Lernen weitergegeben werde. Andernfalls könne sie sich nicht in den nur wenige Kilometer auseinanderliegenden Dialektgebieten unterscheiden. Vermutlich brächten wandernde Männchen immer wieder neue Ruffolgen in eine Gruppe. Ob mit den Gesängen auch Informationen transportiert werden, sei zum jetzigen Zeitpunkt unklar.

Klippschliefer sind – anders als ihr nagerähnliches Aussehen vermuten lässt – mit Elefanten und Seekühen verwandt und in einem Großteil Afrikas und dem Nahen Osten heimisch, wo sie in Gruppen von mehreren Dutzend Tieren zusammenleben. Alle neun Kolonien, die Kershenbaum und Kollegen untersuchten, stammten aus Israel.

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