News: Klonen und kein Ende
Diese Ansätze haben zunächst mit dem Vorgang der Klonierung noch nichts zu tun. Erst wenn es darum geht, daß viele transgene Organismen zu dieser Art der Arzneimittelproduktion eingesetzt werden sollen, kommt das Klonen ins Spiel. Es bietet die Möglichkeit, gewissen „Nachteilen“ der geschlechtlichen Fortpflanzung aus dem Weg zu gehen: Zum einen besitzen Großtiere eine lange Generationsdauer. Zum anderen kommt es zur Vermischung der Erbinformation. Hier bietet die Herstellung genetisch identischer Lebewesen einen Ausweg. Die Vervielfältigung von Tieren mit einem extrem hohen Zuchtwert oder die Bewahrung von genetischen Ressourcen könnten Einsatzgebiete des Klonens außerhalb der Grundlagenforschung sein.
Die ersten Erfolge beim Klonen von Nutztieren stellten sich unter Verwendung sehr junger (embryonaler) Zellkerne ein. 1996 schaffte es Sten M. Willadsen von der University of Cambridge durch Austausch von embryonalen Zellkernen Schafe zu klonen. Später gelang dies auch unter Verwendung von Embryonalzellen, die zuvor in Kultur vermehrt worden waren. Der Vorteil: Es können sehr viele Kopien eines Embryos erzeugt werden und es ist möglich, die Zellen gentechnisch zu manipulieren. Mit Dolly ist ein weiterer Schritt getan: Nach Aussage der Wissenschaftler wurden bei ihrer Klonung ausgereifte (adulte) Zellen verwandt. Mit Polly wurde dann ein transgenes Tier geklont. Und was dort mit einem Schaf gelang, das wiederholten die Forscher der University of Massachusetts und der Advanced Cell Technology Inc. jetzt mit Charlie und George: Es handelt sich hier um männliche Kälber, die aus genetisch veränderten adulten Zellen geklont wurden. Sie sollen die Grundlage zur Züchtung einer Herde bilden, die der Produktion des Proteins Albumin dient, einem Bestandteil des menschlichen Blutes.
Die Ergebnisse von James Robl, Professor an der Massachusetts University, und Steven Stice, Mitarbeiter der Advanced Cell Technology Inc., wurden am 20. Januar auf einer Tagung der International Embryo Transfer Society in Boston vorgestellt. Auf diesem Treffen präsentierten auch andere Forschungsgruppen ihre derzeitigen Arbeiten im Bereich des Klonens:
Eine Forschungsgruppe der University Wisconsin-Madison pflanzte in entkernte Eizellen von Kühen die Zellkerne verschiedener Tierarten wie Schafe, Schweine, Ratten und Affen ein. Danach wurden die Zellen im Labor kultiviert; sie entwickelten sich zu Embryonen, die in Kühe als Leihmuttertiere eingesetzt wurden. Die Trächtigkeit endete aber bisher in jedem Fall mit einer Fehlgeburt.
Auch eine japanische Arbeitsgruppe versucht, mit ausdifferenzierten statt embryonalen Zellen ein erfolgreiches Klonen, aber diesmal – wie bei George und Charlie – von Rindern, zu erzielen. Doch bisher kann noch keine Aussage darüber getroffen werden, ob eine der auf diese Weise trächtig gewordenen Kühe tatsächlich ein lebendes Kalb gebärt.
Siehe auch Spektrum der Wissenschaft 3/97, Seite 70:
„Menschliche Proteine aus der Milch transgener Tiere“
Siehe auch Spektrum der Wissenschaft 4/97, Seite 18:
„Die erste Klonierung eines erwachsenen Säugetieres“
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