Intelligenz: Klug ignoriert
Beim Autofahren oder wenn wir nur den Blick durchs Zimmer schweifen lassen, rauscht die Umgebung an uns vorbei. Das Gehirn blendet die Hintergrundbewegungen jedoch aus und konzentriert sich auf die jeweils relevanten Objekte im Vordergrund. Menschen mit hohem Intelligenzquotienten (IQ) scheinen dabei besonders stark zu filtern, berichtet ein Team um Duje Tadin von der University of Rochester (USA).
Die Wissenschaftler ermittelten den IQ von 53 Probanden, bevor diese eine Aufgabe am Computer lösen sollten. Dabei galt es zu erkennen, in welche Richtung sich vertikale Balken auf dem Bildschirm bewegten. Mal erschienen kleinere, mal größere Balken – und zwar jeweils nur für Sekundenbruchteile.
Wie erwartet erfassten die Versuchspersonen mit hohem IQ die Bewegungen der kleinen Balken im Schnitt schneller als weniger begabte Geister. Denn sowohl sensorische Wahrnehmung als auch Intelligenz verlangen eine rasche Verarbeitung von Reizen. Bei den Mustern aus großen Balken glänzten die intelligenteren Teilnehmer hingegen nicht mit Meisterleistungen – im Gegenteil: "Wir vermuteten, dass die großen Muster von allen Teilnehmern schlechter wahrgenommen würden. Personen mit hohem IQ waren hierbei aber viel, viel schlechter", so Michael Melnick, Koautor der Studie.
Der vermutliche Grund für die Diskrepanz: Die großen Balken auf dem Bildschirm erscheinen dem Gehirn wie weiter entfernte Bewegungen im Hintergrund – nebensächliche Informationen also, die eher ausgeblendet werden. Die Beschränkung auf vermeintlich wichtige Dinge (Details im Vordergrund) verschafft dem Oberstübchen die nötige Kapazität, um diese rasch zu verarbeiten. So nützlich ein starker Filter im täglichen Leben sein mag, in manchen Situationen erweist sich dieser Intelligenzfaktor offenbar als Handicap.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben