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News: Knochendiagnostik ohne Röntgenstrahlen

Fortschritte in der Medizin betreffen heutzutage oft technische Verbesserungen, die zu genauerer Diagnostik von Krankheiten führen bei gleichzeitig geringerer Belastung des Patienten. Ein Beispiel dafür ist die Diagnostik von Knochenerkrankungen. Soeben wurde in Zusammenarbeit der Klinik für Chirurgie und chirurgische Onkologie und der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie der Charité die erste Studie zum Einsatz der digitalen dreidimensionalen Sonographie bei Knochenschädigungen abgeschlossen.
Knochen ist prinzipiell undurchdringlich für Ultraschallwellen, wohl aber kann seine oberflächliche Schicht, die sogenannte Kortikalis, im Ultraschallbild dargestellt werden. Die Interpretation der durch zweidimensionale Sonographie erhaltenen Bilder ist aber schwierig, weshalb sich die Methode wenig durchgesetzt hat. Nun haben Wissenschaftler von der Klinik für Chirurgie und chirurgische Onkologie in Zusammenarbeit mit der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie der Charité unter der Leitung von Michael Hünerbein ein Verfahren angewandt, das die dreidimensionale Sicht auf den Knochen erlaubt. Dazu verwendeten sie ein Gerät, das gewöhnlich für die Darstellung des ungeborenen Kindes im Mutterleib im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge verwendet wird, und verbanden es mit einer intelligenten Computer-Software. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in Kürze in The Lancet veröffentlicht.

Der Schallkopf des Ultraschallgerätes (Combison 503 D, Kretztechnik, Österreich) wird über den geschädigten Knochen und das umliegende Gewebe geführt und sammelt dabei Daten aus 250 Schnittebenen. Die Daten werden in den Computer des Sonographiesystems eingespeist, der daraus innerhalb von Sekunden ein dreidimensionales Bild des Knochens auf dem Monitor zusammensetzt. Genau erkennen läßt sich beispielsweise, in wie viele Teile ein Knochen zerbrochen ist, oder welche Ausdehnung eine Geschwulst hat.

In der Charité wurden jetzt die ersten 40 Patienten, die an gut- und bösartigen Knochentumoren, an Brüchen oder Heilungsstörungen verschiedener Ursache litten, mit Hilfe der neuen Technik untersucht. Bis auf drei konnten bei allen diagnostisch aussagefähige Bilder gewonnen werden. In einem Viertel der Fälle, also bei 10 Patienten, waren die dreidimensionalen Sonographien den ebenfalls erstellten zweidimensionalen Aufnahmen so weit überlegen, daß die zuvor in Aussicht genommene Therapie geändert werden mußte. In mehreren Fällen war die neue Technik sogar den parallel ausgeführten konventionellen Verfahren der Röntgen- und MNR-Untersuchungen (Magnet-Resonanz-Tomographie) überlegen, hätte sie also ersetzen und erhebliche Kosten sparen können.

Das dreidimensionale Ultraschallverfahren zur Diagnose von Knochenerkrankungen dürfte nach Ansicht des Klinikleiters, Peter Schlag, sehr bald in die klinische Praxis einziehen, weil es preisgünstig, rasch verfügbar, leicht einsetzbar ist und den Patienten nicht mit Strahlung belastet, was insbesondere für Schwangere und Kinder bedeutsam wäre. Der Verzicht auf ionisierende Strahlen würde vor allem bei Erkrankungen, die wiederholte Kontrolluntersuchungen nötig machen, als Vorteil zu Buche schlagen.

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