Pikas: Knuffiger Pfeifhase erstmals gefilmt
Erstmals wurde der Ili-Pfeifhase (Ochotona iliensis) 1983 wissenschaftlich beschrieben, doch verschwand er sogleich wieder aus dem Sichtfeld der Biologen. Erst knapp 30 Jahre später konnte der Erstentdecker Weidong Li vom Xinjiang Institute for Ecology and Geography die Art erneut aufspüren: 2014 gelangen ihm die ersten Bilder der charismatischen Tiere – eines lief ihm sogar über den Fuß. Um den Bestand der Illi-Pfeifhasen besser erfassen zu können, platzierte der Biologe auch Kamerafallen im Tien Shan, dem Gebirge, in dem die Art lebt. Damit wollen Li und Co zudem Wissenslücken im Verhalten der Tiere schließen, etwa was sie bevorzugt fressen.
Basierend auf indirekten Nachweisen wie Kot oder Spuren schätzten die Wissenschaftler den Bestand im Jahr 2005 auf maximal 2000 Individuen, weshalb die Art als gefährdet gilt. Neuere Daten aus dem Jahr 2015 legen allerdings nahe, dass diese Zahlen zu hoch gegriffen waren oder die Zahl abnimmt. Das Verbreitungsgebiet soll demnach um 57 Prozent und die Population auf 1000 oder weniger Exemplare geschrumpft sein. Ein potenzieller Grund für die Verluste könnte der Klimawandel sein, äußerten die Forscher gegenüber »National Geographic«. Auch der Westen Chinas habe sich in den letzten Jahrzehnten deutlich erwärmt. Ursprünglich waren die Pfeifhasen auf eine Höhe zwischen 2700 und 3350 Meter beheimatet, doch mehren sich Hinweise, dass die Tiere mittlerweile bis in knapp 4000 Metern Höhe vorkommen, wo weniger geeignete Lebensräume vorhanden sind.
Verwandte Pfeifhasenarten in Nordamerika reagieren ebenfalls empfindlich auf steigende Durchschnittstemperaturen. Auch ein zweiter Faktor könnte für die Ili-Pfeifhasen bedrohlich sein: Viele der Hochplateaus, auf denen sie leben, werden mittlerweile von Viehzüchtern aufgesucht. Sie bringen Hunde mit, die die Herden gegen Wölfe schützen sollen. Eventuell fressen diese aber auch Pfeifhasen, da die Hunde nachts frei umherstreifen dürfen, um Raubtiere abzuhalten.
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