Paläontologie: Koboldmakis: Riesenaugen schon vor 45 Millionen Jahren
Ein in China entdecktes Fossil zeigt, dass riesige Augen schon vor 45 Millionen Jahren die Gesichtszüge von Koboldmakis dominierten. Auch die Nasenregion entspricht der von modernen Verwandten – das Aussehen der nachtaktiven Tiere hat sich also im Laufe der Erdgeschichte kaum verändert. Der entdeckte Schädelrest stammt von Tarsius eocaenus, einer kleinwüchsigen Art des mittleren Eozän, von der bislang nur fünf einzelne Backenzähne bekannt waren.
Die großen Augen des fossilen Koboldmakis und auch des erst kürzlich beschriebenen Affenvorfahren Biretia megalopsis liefern neuen Stoff für die Diskussion, ob der letzte gemeinsame Vorfahre von Halbaffen und Affen ebenfalls nachtaktiv lebte. Die Forscher um James Rossie von der Universität Stony Brook schließen jedoch, dass der gemeinsame Ahne noch tagaktiv war und kein Tapetum lucidum besaß. Diese reflektierende Schicht hinter der Netzhaut vieler nachtaktiver Tiere reflektiert die einfallende Strahlung, wodurch die Sinneszellen ein weiteres Mal gereizt werden. So können sich die Tiere auch bei schwachen Lichtverhältnissen ohne vergrößerte Augen orientieren.
Zur Klärung der genauen Verwandtschaftsverhältnisse von Affen und Halbaffen kann der Schädelrest jedoch nicht beitragen. Im Vergleich mit anderen Halbaffen-Fossilien zeige sich aber zumindest, dass die nachtaktive Lebensweise innerhalb dieser Gruppe mehrfach unabhängig voneinander im Eozän entstanden sein muss – denn andere fossile Tarsius-Arten weisen zum Teil kaum vergrößerte Augenhöhlen auf.
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