Nazca-Kultur: Köpfe am Gürtel
Menschenopfer und andere grausige Rituale waren in den präkolumbischen Kulturen Amerikas nichts Ungewöhnliches. Auch bei den Nazca nicht, die zwischen 200 v. Chr. und 600 n. Chr. eine riesige Wüstenebene in Peru besiedelten: Dort haben Forscher bisher hunderte von abgetrennten Köpfen entdeckt – viele davon mit einem Loch in der Stirn, durch das ein Band gezogen war.
Somit waren die Schädel vermutlich auch gar keine Trophäen, sondern weisen auf ein bisher nicht bekanntes – und eher friedliches – Ritual der Nazca. Wie Williams berichtet, könnten die Schädel von auf natürliche Weise Verstorbenen stammen und im Mittelpunkt der Ahnenverehrung gestanden haben.
Andreas Margara
Für die meisten Wissenschaftler schien gewiss, dass die Nazca ihren gefallenen Feinden die Häupter abschlugen und sich an die Gürtel hängten – womöglich in dem Glauben, auf diese Weise von den Kräften der Besiegten zu profitieren.
Ein Team um Ryan Williams vom Field Museum in Chicago hat nun zahlreiche dieser Schädel untersucht – und dabei überraschendes herausgefunden: Die Verteilung der Strontiumisotope im Zahnschmelz – die wie ein chemischer Fingerabdruck davon zeugt, wo ein Mensch aufgewachsen ist – war identisch mit der in den Zähnen aller anderen Menschen der Nazca-Kultur. Die "Schädeltrophäen" stammten also aus dem Siedlungsgebiet der Nazca – und nicht von verfeindeten Völkern.
Somit waren die Schädel vermutlich auch gar keine Trophäen, sondern weisen auf ein bisher nicht bekanntes – und eher friedliches – Ritual der Nazca. Wie Williams berichtet, könnten die Schädel von auf natürliche Weise Verstorbenen stammen und im Mittelpunkt der Ahnenverehrung gestanden haben.
Andreas Margara
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