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Krebs: Körpereigene Darmstammzellen als Krebsauslöser

Darmtumoren
Zwei Forschergruppen haben herausgefunden, wie eine defekte Signalübertragung zu bösartiger Zellentartung und schließlich zu Darmkrebs führen kann. Der Krebs beginnt offenbar in bestimmten Stammzellen mit besonderer Rezeptorausstattung, bei denen gleichzeitig der schon früher verdächtige Wnt-Signalweg überaktiviert ist, berichten Teams um Hans Clevers vom niederländischen Hubrecht Institute in Utrecht sowie Richard Gilbertson vom St. Jude Children's Research Hospital in Memphis.

Wuchernde Darmtumoren | Starke Tumorenwucherungen (gezeigt in dunklem Braun) werden durch Mutationen von Darmstammzellen befördert.
Die Forscher hatten Mäuse untersucht, bei denen genetische Defekte den Wnt-Signalweg überaktivieren, was aber allein noch nicht in allen Tieren Krebs nach sich zieht. Nur solche Darmstammzellen entarten, die zusätzlich auch den typischen Rezeptor Lgr5 bilden, erkannte Clevers Team [1]. Gilbertsons Forschergruppe ergänzt, dass eben diese besonders gefährdeten Stammzellen an ihrer Außenseite das Glykoprotein Prominin 1 tragen [2]. Die Forscher hoffen nun, dass entartungsgefährdete Zellen an diesen typischen Merkmalen schon früh erkannt werden können.

Der niederländische Stammzellexperte Clevers ist gerade erst mit dem Meyenburg-Preis 2008 für die Aufklärung der Rolle der zentralen biologischen Bedeutung von Signalwegen in Stammzellen und Krebszellen ausgezeichnet worden. Der Preis wird jährlich für herausragende Leistungen in der Krebsforschung vergeben. Die von der aktuellen Studie ins Zentrum gerückte Wnt-Signalkaskade ist für zelluläre Entwicklung und Differenzierungsvorgänge entscheidend und fungiert als Regulator bei der Stammzellentwicklung. Eine fehlerhafte Wnt-Kaskade wurde schon seit einiger Zeit mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht.

Nach dem Lungenkrebs ist die Darmkrebsform des kolorektalen Karzinoms die zweithäufigste Krebserkrankung. In Deutschland erkranken jährlich etwas mehr als 35 000 Menschen. Insgesamt ist die Erkrankung, die statistisch gesehen meist erst über 40-Jährige trifft, in westlichen Industrieländern deutlich häufiger als in Schwellen- und Entwicklungsländern (jo).
  • Quellen
[1] Barker, N. et al.: Crypt stem cells as the cells-of-origin of intestinal. In: Nature 10.1038/nature07602, 2008.
[2] Zhu, L. et al.: Prominin 1 marks intestinal stem cells that are susceptible to neoplastic transformation. In: Nature 10.1038/nature07589, 2008.

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