Körpersprache: Berührungen offenbaren Gefühle
Wer den Arm eines anderen Menschen mit der Hand berührt, kann damit unterschiedliche Gefühle vermitteln. Diese Botschaften werden oft intuitiv verstanden – selbst von Fremden. Das berichtet eine Forschungsgruppe um die Psychologin Sarah McIntyre von der Universität Linköping in Schweden in der Fachzeitschrift »Psychological Science«.
Das Team hatte zunächst 50 Personen gebeten, eine von sechs möglichen Botschaften zu vermitteln, indem sie ihre Partnerinnen oder Partner am Arm berührten. Diese sollten dann angeben, was sie verstanden hatten: Liebe, Glück, Traurigkeit oder Dankbarkeit? Sollte die Berührung sie beruhigen oder vielmehr ihre Aufmerksamkeit wecken?
Damit die Botschaft nicht auf anderen Kanälen ankam, durften die Versuchspersonen keinen Ton von sich geben und konnten einander nicht sehen. Doch stets gelang es den Berührten, die Botschaft besser zu erkennen, als per Zufall zu erwarten gewesen wäre. Nachdem sie die Rollen getauscht hatten, klappte es noch besser.
Mittels 3-D-Tracking suchten die Forschenden daraufhin nach Merkmalen, die für die verschiedenen Arten von Berührung typisch waren, etwa die Geschwindigkeit. Am schnellsten bewegten sich die Hände, wenn es darum ging, Glücksgefühle zu vermitteln oder Aufmerksamkeit zu wecken. In beiden Fällen tippten die Finger auf einer kleinen Hautfläche – allerdings bei Glück mit mehreren Fingern und bei Aufmerksamkeit nur mit ein oder zwei. Langsames Streicheln war kennzeichnend für liebevolle und beruhigende Gesten, wobei ein längerer Kontakt auf kleinerer Fläche eher typisch für Liebe war. Sehr langsames Streicheln mit der ganzen Hand und auf großer Fläche stand für Traurigkeit, ebenso wie das Halten des Arms. Ein Drücken mit der ganzen Hand sollte Dankbarkeit ausdrücken.
Eine intuitive Sprache der Berührung
Nachdem eingeweihte Personen darauf trainiert wurden, diese Berührungen in standardisierter Form auszuführen, kamen die Botschaften unter Fremden ebenso gut an wie unter Partnerinnen und Partnern. Sarah McIntyre und ihr Team schließen daraus, dass es eine Art »Berührungs-Wortschatz« geben könnte, eine »standardisierte, intuitiv verstandene Sprache der sozialen Berührung«.
Wie die Gruppe weiter schreibt, hatten zuvor schon andere die Bedeutung von Berührungen untersucht, doch ihre Studie sei die erste, die die physikalischen Details entschlüsselt habe. Offen bleibe, ob Berührungen weltweit in gleicher Weise verstanden werden. Bei den Versuchspersonen dieser Studie handelte es sich ausschließlich um Erwachsene aus Schweden.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.