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Kognitive Verzerrungen: Viele Denkfehler folgen demselben Prinzip

Menschen verarbeiten neue Informationen oft so, dass sie in ihr eigenes Weltbild passen. Dieser »Bestätigungsfehler« ist womöglich ursächlich für viele kognitive Verzerrungen.
Ein vollständiger grüner Apfel erscheint im Spiegel als abgenagter Apfel
Kognitive Verzerrungen sind systematische Fehler im Denken und Wahrnehmen, die dazu führen können, dass unsere Urteile und Entscheidungen ungenau oder irrational sind.

Der Mensch als rationaler Denker? Längst passé! Inzwischen gibt es hunderte Bezeichnungen für die Denkfallen, denen wir Tag für Tag unterliegen. Sie füllen Wikipedia-Listen und ganze Bücher. Doch möglicherweise sind sie gar nicht so ungleich, wie die verschiedenen Namen nahelegen. Aileen Oeberst und Roland Imhoff von der Fernuniversität Hagen argumentieren, dass zumindest 17 der als unterschiedlich gehandelten kognitiven Verzerrungen auf eine einzige zurückzuführen seien: den Bestätigungsfehler.

Menschen neigen nämlich dazu, Informationen so zu verarbeiten, dass sie ihre eigenen Überzeugungen bestätigen. Deshalb kann man sich auch Standpunkte, die das eigene Weltbild stützen, besser einprägen als Gegenargumente. Oeberst und Imhoff behaupten nun, die von ihnen aufgelisteten – scheinbar verschiedenen – kognitiven Verzerrungen seien allesamt eine Kombination aus Bestätigungsfehler und einer bestimmten Grundüberzeugung. Letztere prägt unser Denken, auch wenn wir ihrer häufig nicht gewahr werden. Der Bestätigungsfehler fördert, dass wir sie unhinterfragt lassen, was sich wiederum in Denkfehlern niederschlägt.

Die beiden Forschenden beschreiben sechs solcher fundamentaler Glaubenssätze. So schließt man etwa häufig von sich auf andere, zum Beispiel wenn es um die Wahrnehmung geht. Gepaart mit dem Bestätigungsfehler ergibt sich den Psychologen zufolge so der »Rampenlicht-Effekt«, nach dem wir davon ausgehen, ein unangenehmer Kaffeefleck müsse allen sofort ins Auge springen, obwohl er den ganzen Tag unbemerkt bleibt. Nach demselben Prinzip funktioniere beispielsweise der bislang unabhängig davon erforschte »Falsche-Konsens-Effekt«, also der Hang zu überschätzen, wie viele Menschen unsere Überzeugungen teilen.

Ob zwei Denkfehler wie der Rampenlicht-Effekt und der Falsche-Konsens-Effekt tatsächlich demselben Glaubenssatz unterliegen (»Meine Erfahrung bildet eine gute Urteilsgrundlage«), lasse sich empirisch untersuchen, so Oeberst und Imhoff. Ihre Argumentation würde dann bestätigt, wenn beide Fehler gehäuft gemeinsam auftreten.

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