Technische Chemie: Kohlensäure schaltet Lösungsmittel zwischen wasserlöslich und -unlöslich

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Schaltbares Lösungsmittel | Durch einen äußeren Impuls – in diesem Fall Kohlendioxid – wechseln spezielle Lösungsmittel von wasserunlöslich zu wasserlöslich und zurück.
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Internationales Jahr der Chemie 2011
Die Forscher arbeiten mit speziellen basischen Verbindungen, in denen von einem Stickstoffatom drei Kohlenwasserstoffketten abgehen. Viele dieser als tertiäre Amine bezeichneten Stoffe sind kommerziell erhältliche Industriechemikalien, eine Grundvoraussetzung, um sie in großem Maßstab bei chemischen Synthesen als Lösungsmittel einzusetzen. Außerdem sind viele von ihnen, besonders jene mit langen Kohlenwasserstoffketten, in Wasser schwer löslich. Der eigentliche Trick der Wissenschaftler ist jedoch, dass sie Kohlensäure benutzen, um das Salz herzustellen.
Sie schalten ihr Lösungsmittel in den wasserlöslichen Zustand, indem sie es in Gegenwart von Wasser mit Kohlendioxid begasen. Dabei entsteht das Hydrogencarbonat des jeweiligen Amins, das gut wasserlöslich ist. Das ursprüngliche Lösungsmittel gewinnen sie zurück, indem sie Argon durch die Lösung des Salzes perlen lassen. Das Edelgas schleppt das Kohlendioxid aus der Lösung, so dass das Salz wieder in das ursprüngliche Amin, Wasser und Kohlendioxid zerfällt – ist das Kohlendioxid verschwunden, ist das Lösungsmittel wieder in Wasser unlöslich. Der Zyklus kann nahezu beliebig oft ablaufen.
Die kanadischen Forscher liefern gleich eine mögliche Anwendung für ihr neues Verfahren vor, die ein wichtiges Problem beim Recyceln von Styropor löst. Styropor nämlich besteht zu bis zu 90 Prozent aus Luft und nimmt extrem viel Platz weg. Die Forscher schlagen nun vor, gebrauchtes Styropor in einem ihrer Lösungsmittel aufzulösen. Diese Lösung gibt man dann in kohlensäurehaltiges Wasser, so dass das Lösungsmittel wasserlöslich wird und der wasserunlösliche Kunststoff als kompaktes Pulver entnommen werden kann. Anschließend regeneriert man das Lösungsmittel mit Argon und kann es für die nächste Ladung Styropor verwenden. Ein solcher Kreislauf würde Aufwand und Kosten deutlich senken. (lf)
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