Ökologie: Kojoten entwickeln Appetit auf Hauskatzen
Zwischen 2007 und 2016 beunruhigte eine zunehmende Zahl an kopflosen und teilweise zerfleischten Katzen die Bewohner der beiden kanadischen Städte Edmonton und St. Albert. Die toten Tiere riefen lokale Medien ebenso wie die Polizei auf den Plan. Rasch kamen Mutmaßungen auf, es könnte sich um die Opfer eines Sadisten oder sogar eines satanischen Kults handeln. Eine Studie von Nick Nation vom Animal Pathology Service in Edmonton und seinem Team in »Veterinary Pathology« widerlegt diese Gerüchte nun allerdings – und offenbart ganz andere »Täter«. Die Veterinärmediziner haben dazu die Kadaver von 53 Katzen untersucht, die während der letzten Jahre in den beiden Städten abgegeben wurden.
Mehr als zwei Drittel der toten Haustiere gingen demnach auf das Konto von Kojoten (Canis latrans), welche die Katzen als Beute erlegt hatten. Weitere 15 Prozent starben sehr wahrscheinlich durch Unfälle mit Autos, wodurch die Katzen tödliche Verletzungen erlitten – sie wurden anschließend von den Kojoten oder Aasfressern teilweise verzehrt. Besonders häufig fanden die Attacken in den Monaten August und September statt: Dann erreichen die lokalen Nagetierbestände ihr Maximum, so dass Katzen nachts sehr aktiv sind und den Kojoten zum Opfer fallen. Zudem wurden stets mehr tote Katzen gemeldet, wenn es zuvor Artikel dazu in der Zeitung gab. Frühere Studien hatten ebenfalls ergeben, dass Kojoten Jagd auf Hauskatzen machen. Darum meiden diese in manchen Regionen bereits Reviere, in denen die Fressfeinde besonders aktiv sind. Eine Kotuntersuchung der städtischen Kojotenpopulation von Los Angeles erbrachte zudem, dass Hauskatzen ungefähr 20 Prozent ihrer Nahrung ausmachen.
Kojoten leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts in den Regionen, wo sie heimisch sind. Durch ihre Jagd auf Katzen reduzieren sie deren Druck auf Reptilien und Vögel, die in Kojotenrevieren häufiger sind als in Arealen, wo sie fehlen und Katzen dominieren. Wer seinen Katzen dieses Schicksal ersparen will, solle sie daher am besten im Haus oder in so genannten Catios behalten, empfehlen Biologen. Das sind eingezäunte und überdachte Außenbereiche im Garten, die für Fressfeinde nicht zugänglich sind.
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