Verhaltensforschung: Der Habicht als Freund
Für Oaxaca-Einfarbhäher (Aphelocoma wollweberi) sind die Gelege von Kolibris eine nette Zwischenmahlzeit, während die kleinen Vögel auf einen Schlag ihren Nachwuchs verlieren und sich kaum gegen die 40-mal größeren Fressfeinde wehren können. Doch zumindest Schwarzkinnkolibris (Archilochus alexandri) im südöstlichen Arizona haben mittlerweile gelernt, sich wehrhafte Verbündete zu suchen, vor denen sich wiederum die Häher fürchten: Sie nisten im direkten Umfeld von bestimmten Habicht- und Sperberarten, die gerne die Rabenvögel jagen – weswegen sich diese nicht mehr in die Nähe der Kolibrinester wagen. Das haben Biologen um Harold Greeney von der University of Arizona in Tucson beobachtet. Von mehr als 340 überwachten Kolibrinestern befanden sich mehr als 80 Prozent in unmittelbarer Nähe von Habichtnestern, was die Erfolgschancen der kleinen Vögel deutlich erhöhte. Während in der Nachbarschaft der Greife 70 Prozent der Gelege erfolgreich ausgebrütet wurden, gelang dies nur acht Prozent der ungeschützten Paare.
Zwar würden auch die Sperber und Habichte Kolibris nicht verschmähen, doch lohnt sich die Jagd auf die nur drei Gramm schweren Tiere nicht: Der Energieaufwand, um den agilen Kolibris nachzustellen, ist zu hoch, der Ertrag zu gering. Dagegen bilden die Häher eine veritable Beute, weshalb die intelligenten Rabenvögel einen Sicherheitsradius von rund 100 Metern zu aktiven Horsten einhalten, um nicht selbst gefressen zu werden. Da die Habichte die Häher von oben her attackieren, errichten die Kolibris in dieser Sicherheitszone ihre eigenen Brutstätten unterhalb des Horstes. Dorthin wagen sich die Häher nicht. Stattdessen suchen sie Nahrung nur oberhalb der Greifvogelplätze, die sich meist in 20 Meter Höhe finden. Ausgehend von diesem Horst erstreckt sich eine kegelförmige Schutzzone nach unten.
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