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Beobachtungstipp: Komet 17P/Holmes weiterhin mit bloßem Auge zu sehen

Der Komet Holmes (17P) elektrisiert zurzeit Wissenschaftler und Amateurastronomen. Vor wenigen Tagen nur in größeren Teleskopen als unscheinbarer Lichtpunkt zu sehen, hat er binnen weniger Stunden seine Helligkeit um das Fünfhunderttausendfache gesteigert und ist nun leicht mit bloßem Auge am Nachthimmel zu sehen.
Angenommen, der Planet Saturn würde plötzlich so hell leuchten wie der Vollmond – dann gibt Ihnen das eine Vorstellung davon, um welchen Faktor die Helligkeit des Kometen 17P/Holmes zugenommen hat. Und der Zwergplanet Pluto, der nur mit großen Amateurteleskopen aufgespürt werden kann, würde nach einer solchen Helligkeitsexplosion als hellster Stern am Firmament erstrahlen.

Noch nie ist eine derart gewaltige Helligkeitszunahme bei einem Kometen beobachtet worden. Zwar gelten die Schweifsterne, was ihr Erscheinungsbild betrifft, als unberechenbare Gesellen, und manche von ihnen wurden durchaus unvermittelt heller, aber eine Steigerung um 14 Größenklassen, wie jetzt bei dem Kometen Holmes beobachtet, ist ohne Beispiel.

Bis vor wenigen Tagen stand 17P/Holmes als wenig beachteter Lichtpunkt mit einer Helligkeit von 17 mag im Sternbild Perseus. Am frühen Morgen des 24. Oktober liefen erste Meldungen durch das Internet, dass der Komet ungewöhnlich hell geworden war (wir berichteten). Am nächsten Abend waren es bereits 3 mag, und in der Folgezeit schätzten ihn Beobachter auf 2,4 mag. Damit war der Komet der dritthellste Stern im Perseus geworden, dessen Aussehen er gravierend veränderte (s. Bild).
Der Komet 17P/Holmes im Sternbild Perseus | Ein Komet, der unvermittelt als "neuer Stern" erscheint und das Aussehen des Sternbilds Perseus verändert: Der Schweizer Peter Heinzen dokumentierte das ungewöhnliche Erscheinungsbild des Abendhimmels am 26. Oktober 2007.
Der Komet leuchtet in gelblich-cremefarbenem Licht. Er strahlt jedoch nicht selbst, sondern reflektiert weitgehend das Licht der Sonne. Die Helligkeitszunahme ist deshalb vermutlich auf eine explosive Freisetzung großer Mengen von Staub und Eiskörnchen zurückzuführen. Spektroskopische Untersuchungen konnten ab dem 25. Oktober Emissionslinien und -banden von Atomen und Molekülen nachweisen. Während das reflektierte Sonnenlicht hauptsächlich aus einer Kernregion von 0,5 Bogenminuten Durchmesser stammt, konnten die Emissionsbanden von Molekülen auch noch in einem Abstand von 2,5 Bogenminuten entdeckt werden. In der gegenwärtigen Entfernung von 1,6 Astronomischen Einheiten entspricht dies einem Durchmesser der Kometenkoma von 350.000 Kilometern.
Die Bahn des Kometen 17P/Holmes | Der Komet 17P/Holmes durchzieht das Sonnensystem zwischen den Bahnen der Planeten Mars und Jupiter. Seine Umlaufzeit beträgt 6,9 Jahre. Den sonnennächsten Punkt seiner Bahn, das Perihel, durchlief der Komet zuletzt am 4. Mai 2007. Seitdem entfernt er sich wieder von der Sonne.
Die Ausbildung eines prägnanten Schweifs ist trotz des Helligkeitsausbruchs nicht zu erwarten, da Komet Holmes schon zu weit von unserem Zentralgestirn entfernt ist und wir den Kometen sozusagen mit der Sonne im Rücken sehen – ein Schweif käme dann hinter der Koma des Kometen zu liegen.

Was genau den Helligkeitsausbruch verursachte, ist noch unklar. Jedenfalls scheint Komet 17P/Holmes anfällig zu sein für solche Variationen. Einem ähnlichen – allerdings weit schwächeren – Helligkeitsausbruch hatte er seine Entdeckung zu verdanken. Als ihn der britische Amateurastronom Edwin Holmes in der Nacht vom 6./7. November 1892 erspähte, hatte die Helligkeit ebenfalls für eine gewisse Zeit zugenommen. Wie lange Komet 17P/Holmes nun nach seinem jüngsten Helligkeitsausbruch mit bloßem Auge zu sehen sein wird, ist nicht vorherzusagen.

UR

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