Schweifsterne: Komet ISON stößt Kohlendioxid aus
Mit dem Weltraumteleskop Spitzer konnte eine Forschergruppe um Carey M. Lisse von der Johns Hopkins University in Maryland zeigen, dass die derzeitige Aktivität des Kometen C/2012 S1 ISON auf den Ausstoß großer Mengen an gasförmigem Kohlendioxid zurückgeht. Zum Zeitpunkt der Beobachtungen am 13. Juni 2013 war der Schweifstern rund 500 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, das heißt etwa 3,4-mal so weit wie die Erde. Dennoch stieß der Kern von ISON schon in dieser Distanz pro Tag rund 1000 Tonnen an Kohlendioxid und 54 000 Tonnen an Staub aus. Das Gas strömt ruhig ab und bildete am 13. Juni zusammen mit dem Staub einen rund 300 000 Kilometer langen Schweif. Zum Vergleich: Die mittlere Entfernung des Mondes zur Erde ist 384 000 Kilometer.
Mit den Beobachtungen von Spitzer konnten die Astronomen aufklären, warum der bereits im September 2012 von den russischen Astronomen Witali Newski und Artjom Nowitschonok entdeckte Schweifstern schon deutliche Aktivität zeigte, als er sich noch zwischen den Bahnen von Saturn und Jupiter befand und nur wenig durch die Strahlung der Sonne aufgeheizt wurde. Der Komet ISON dürfte sich auf seiner ersten Passage durch das Sonnensystem befinden und enthält daher noch große Mengen an leichtflüchtigen Stoffen in gefrorener Form. Bei der Annäherung an die Sonne verdampfen diese und bilden den typischen Kometenschweif. Gegen Anfang August wird sich der rund 4,8 Kilometer große Kern von ISON der Sonne so weit genähert haben, dass die Temperaturen ausreichen, auch Wassereis verdampfen zu lassen. Dann sollte der Schweifstern seine Aktivität beträchtlich steigern, da der Kometenkern zu einem großen Teil aus Wassereis besteht.
Komet ISON wird von professionellen Astronomen und Amateurbeobachtern mit großer Spannung erwartet, da er sich Ende November 2013 bis auf nur 1,16 Millionen Kilometer der Sonne nähern und dabei extrem aufgeheizt werden wird. Somit hoffen die Kometenfans weltweit auf einen spektakulären Auftritt im November und Dezember am Morgenhimmel. Bei der größten Annäherung an die Sonne am 28. November könnte sogar die Möglichkeit bestehen, dass der Schweifstern als heller Fleck neben der Sonne am Taghimmel zu sehen ist. Es ist jedoch notorisch schwierig, die Aktivität von Kometen vorherzusagen. Es könnte durchaus sein, dass sich ISON bei der extremen Annäherung an die Sonne völlig auflöst und nur noch eine Staubwolke an ihr vorbeizieht. Ähnliches wurde in den vergangenen Jahrzehnten schon des Öfteren beobachtet, zuletzt beispielsweise beim Kometen C/2010 X1 Elenin im September 2011.
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