Sonnensystem: Kometen aus der Nachbarschaft
Für den aufgeklärten Menschen gelten Kometen als geheimnisvolle Boten aus den Tiefen des Weltalls. Doch von den Geheimnissen bleibt im Zeitalter von Sonden und Teleskopen immer weniger übrig. Und nun werden auch die Tiefen relativiert - Eisbrocken mit prachtvollen Schweifen entstehen allem Anschein nach schon kurz hinter dem Mars.
Der Steckbrief ist so kurz wie eindeutig: Kometen sind Himmelskörper mit einem hohen Gehalt an Eis, das in den Strahlen der Sonne verdampft und einen Schweif bildet. Daraus folgt zwangsläufig, dass Kometen sich für gewöhnlich weit entfernt von der Sonne aufhalten, weil sie sonst bereits ihr gesamtes Eis eingebüßt und in den Weltraum entsandt hätten. Was wiederum auf einen Ursprung an den kalten Rändern des Sonnensystems hinweist.
Zum Beispiel den Kuipergürtel: Hier vermuten Astronomen unzählige Objekte, von denen nur einige längst entdeckt sind – aus Sicht vieler Wissenschaftler ist der "Planet" Pluto deren prominentester Vertreter –, während andere noch inkognito ihre Bahnen ziehen. Und womöglich umhüllt eine noch weiter draußen angesiedelte – noch nicht durch Beobachtungen abgesicherte – Sammlung von Brocken und Bröckchen als Oort'sche Wolke die Sonne und ihre Planeten mit noch viel mehr potenziellen Kometen.
Bringt ein vorbeiziehender Stern oder eine anders geartetet gravitatorische Gemeinheit das diffizile Gleichgewicht der Umlaufbahnen durcheinander, verabschieden sich einige Objekte auf immer in den interstellaren Raum, wohingegen andere auf unsicheren Pfaden Richtung Sonne stürzen. Kommt ihnen unterwegs nicht ein weiteres Unglück dazwischen, beginnen sie schließlich in der ungewohnten Wärme zu schwitzen und erfreuen uns Erdenbewohner eventuell sogar mit einem einmaligen Spektakel am nächtlichen Himmel. Einmalig, weil nur die wenigsten Kometen eine neue stabile Bahn finden, die sie regelmäßig sicher in unsere Nähe führt, so wie der berühmte Halley'sche Komet.
Die Kometenfrage scheint damit zufriedenstellend geklärt und fast schon ein wenig langweilig – sieht man von gelengentlichen Spektakeln ab. Etwa Showeinlagen von Kometenseite – wie den überraschenden Besuch von Hyakutake und Hale-Bopp – oder von Forscherseite, wenn die Nasa mit großen Kalibern auf den bis dato kaum bekannten Kometen Tempel 1 schießt. Neben einigen offenen Detailfragen und Oh-wie-schön-Effekten haben Kometen der Wissenschaft doch eigentlich kaum noch etwas zu bieten. Oder?
Aber warum ist den Kometen in solcher Sonnennähe nicht schon längst das Eis ausgegangen? Hsieh und Jewitt nehmen an, dass sie lange Zeit von einer dünnen Schmutzschicht von einem bis hundert Meter Dicke geschützt wurden. Die Kollision mit einem anderen Körper könnte ein Loch in den Mantel gerissen und die Ausgasung gestartet haben.
Damit wären auch die unterschiedlichen Zusammensetzungen verschiedener Asteroide erklärbar. Manche von ihnen enthalten nämlich Mineralien, die eigentlich nur im Beisein von flüssigem Wasser entstehen, während andere scheinbar immer knochentrocken waren. Womöglich steckt in ihnen allen ein eisiger Kern, der bei den Vertretern der ersten Kategorie bereits ausgegast ist und dabei die Bildung der wasseranzeigenden Substanzen ermöglicht hat. Die trockenen Asteroiden sind hingegen von Zusammenstößen verschont geblieben und hüten weiterhin ihr kostbares Eis im Inneren.
Wenn diese Überlegungen zutreffen sollten, wäre der Asteroidengürtel ein reiches Reservoir an Wasser. Und in der Vergangenheit vielleicht sogar der größte Lieferant für das Wasser in unseren irdischen Ozeanen, Seen und Flüssen. Im frühen Sonnensystem könnten Asteroide als Meteorite auf die junge Erde gestürzt sein und ihre eisige Fracht verteilt haben. Doch um diese Frage zu klären, müsste man die Isotopenzusammensetzung des Asteroiden-Kometen-Eises mit der Komposition irdischen Wassers vergleichen – ein lohnendes Ziel für eine weitere Raumsonde.
Zum Beispiel den Kuipergürtel: Hier vermuten Astronomen unzählige Objekte, von denen nur einige längst entdeckt sind – aus Sicht vieler Wissenschaftler ist der "Planet" Pluto deren prominentester Vertreter –, während andere noch inkognito ihre Bahnen ziehen. Und womöglich umhüllt eine noch weiter draußen angesiedelte – noch nicht durch Beobachtungen abgesicherte – Sammlung von Brocken und Bröckchen als Oort'sche Wolke die Sonne und ihre Planeten mit noch viel mehr potenziellen Kometen.
Bringt ein vorbeiziehender Stern oder eine anders geartetet gravitatorische Gemeinheit das diffizile Gleichgewicht der Umlaufbahnen durcheinander, verabschieden sich einige Objekte auf immer in den interstellaren Raum, wohingegen andere auf unsicheren Pfaden Richtung Sonne stürzen. Kommt ihnen unterwegs nicht ein weiteres Unglück dazwischen, beginnen sie schließlich in der ungewohnten Wärme zu schwitzen und erfreuen uns Erdenbewohner eventuell sogar mit einem einmaligen Spektakel am nächtlichen Himmel. Einmalig, weil nur die wenigsten Kometen eine neue stabile Bahn finden, die sie regelmäßig sicher in unsere Nähe führt, so wie der berühmte Halley'sche Komet.
Die Kometenfrage scheint damit zufriedenstellend geklärt und fast schon ein wenig langweilig – sieht man von gelengentlichen Spektakeln ab. Etwa Showeinlagen von Kometenseite – wie den überraschenden Besuch von Hyakutake und Hale-Bopp – oder von Forscherseite, wenn die Nasa mit großen Kalibern auf den bis dato kaum bekannten Kometen Tempel 1 schießt. Neben einigen offenen Detailfragen und Oh-wie-schön-Effekten haben Kometen der Wissenschaft doch eigentlich kaum noch etwas zu bieten. Oder?
Oder! Sieht man nämlich ein wenig genauer hin, dann dampfen nicht nur die Gäste aus weiter Ferne: Auch einige Asteroide, die hauptsächlich zwischen den Planeten Mars und Jupiter beheimatet sind, hüllen sich mitunter in diffuse Wölkchen. Grund genug für Henry Hsieh und David Jewitt von der Universität Hawaii, die Kleinstplaneten einmal systematisch zu mustern. Mit großen und kleinen Teleskopen in Chile, Taiwan und auf Hawaii nahmen die Forscher rund 300 Asteroide in Visier und stellten fest: Drei Exemplare zeigen alle geforderten Eigenschaften von Kometen! Offenbar schlummert in unserer unmittelbaren Nachbarschaft eine Kometenklasse, von der zuvor niemand etwas geahnt hatte.
Die Bezeichnungen der asteroidischen Kometen sind wissenschaftlich nüchtern: 133P/Elst-Pizarro, P/2005Nbsp;U1 und schlicht Asteroid 118401. Und vermutlich wird sich auch niemand die Mühe machen, ihnen geschmackvollere offizielle Namen zu verleihen, denn aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte ihr Eisvorrat nur für ein paar Wochen oder Monate reichen. Immerhin pusten sie das Material mit Geschwindigkeiten von rund 100 Metern pro Sekunde heraus.
Aber warum ist den Kometen in solcher Sonnennähe nicht schon längst das Eis ausgegangen? Hsieh und Jewitt nehmen an, dass sie lange Zeit von einer dünnen Schmutzschicht von einem bis hundert Meter Dicke geschützt wurden. Die Kollision mit einem anderen Körper könnte ein Loch in den Mantel gerissen und die Ausgasung gestartet haben.
Damit wären auch die unterschiedlichen Zusammensetzungen verschiedener Asteroide erklärbar. Manche von ihnen enthalten nämlich Mineralien, die eigentlich nur im Beisein von flüssigem Wasser entstehen, während andere scheinbar immer knochentrocken waren. Womöglich steckt in ihnen allen ein eisiger Kern, der bei den Vertretern der ersten Kategorie bereits ausgegast ist und dabei die Bildung der wasseranzeigenden Substanzen ermöglicht hat. Die trockenen Asteroiden sind hingegen von Zusammenstößen verschont geblieben und hüten weiterhin ihr kostbares Eis im Inneren.
Wenn diese Überlegungen zutreffen sollten, wäre der Asteroidengürtel ein reiches Reservoir an Wasser. Und in der Vergangenheit vielleicht sogar der größte Lieferant für das Wasser in unseren irdischen Ozeanen, Seen und Flüssen. Im frühen Sonnensystem könnten Asteroide als Meteorite auf die junge Erde gestürzt sein und ihre eisige Fracht verteilt haben. Doch um diese Frage zu klären, müsste man die Isotopenzusammensetzung des Asteroiden-Kometen-Eises mit der Komposition irdischen Wassers vergleichen – ein lohnendes Ziel für eine weitere Raumsonde.
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