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Planetoiden: Kometenleiche?

Weit draußen am Rande des Sonnensystems dreht ein eisiger Brocken einsam seine Runden. Einsam? Nicht unbedingt. Nun spekulieren Astronomen, dass der Kleinplanet Sedna doch einen Begleiter haben könnte - allerdings einen sehr ungewöhnlichen.
Sedna
Abseits vom Licht der Großstadt ist es durchaus ein Augenblick mit besonderer Wirkung, wenn die Vollmondscheibe langsam über die Baumwipfel der nahen Hügel klettert und sich majestätisch über der Landschaft erhebt. Die Wirkung wäre indes weit weniger spektakulär, wenn das Rückstrahlvermögen – Astronomen sprechen auch von Albedo – des Erdbegleiters nicht so groß wäre, wie wir es gewohnt sind. Wäre der Mond vollständig mit Ruß überdeckt, könnten wohl selbst scharfe Augen ihn kaum ausmachen.

Nun hat längst nicht nur die Erde einen stillen Begleiter im All. Mancher Planet kann gar mit einer ganzen Flotte aufwarten und selbst ganz weit draußen im All zieht der Möchtegernplanet Pluto mit seinem Mond Charon seine Runden. Noch weiter draußen, am Rande des Sonnensystems hatten Astronomen um Michael Brown vom California Institute of Technology Ende letzten Jahres einen Kleinplaneten entdeckt, der ebenfalls einen Mond zu haben schien. Zumindest vollzieht der ferne Himmelskörper seine Eigendrehung verdächtig langsam und das – so argwöhnen Wissenschaftler – deutet darauf hin, dass ein anderes Objekt mit seiner Schwerkraft an dem Brocken zieht und zerrt und ihn so abbremst.

Allein, ein solcher Begleiter ließ sich bislang nicht ausmachen. Auch der scharfe Blick von den Weltraumteleskopen Hubble und Spitzer konnte nichts finden. Ist also Sedna, wie der Planetoid nach der Meeresgöttin der Inuit heißt, doch allein dort draußen?

Während einige Wissenschaftler vermuten, dass der Einfluss eines anderen Himmelskörpers nur vorübergehend war und diese Himmelsbremse längst in den Weiten des Alls verschwunden ist, spekulieren nun Chandra Wickramasinghe von der Universität Cardiff und seine Kollegen, dass der mutmaßliche Mond schlicht nicht zu sehen ist – zu dunkel soll er sein, überdeckt von einem locker-flockigen Ruß-Teer-Überzug, der fast alles Licht schluckt. Ein Kometenrest, so argwöhnen die Forscher, könnte eine passende Beschaffenheit haben. Denn schließlich findet sich in den Kometenkernen neben jeder Menge Eis auch Kohlenstoff. Nicht umsonst spricht man zuweilen auch von dreckigen Schneebällen. Doch ein sehr, sehr großer Komet müsste das gewesen sein. Denn um Sedna entsprechend abzubremsen, bedürfte es schon eines Objekts von der Größe des Plutomonds Charon – immerhin rund 1200 Kilometer im Durchmesser.

Sedna-Entdecker Brown kann sich deshalb auch noch nicht sonderlich für die düstere Idee erwärmen. Vielleicht, so meint er, ist der Planetoid gar nicht so langsam bei seiner Pirouette. So war eventuell ein unpassendes Beobachtungsintervall Schuld an der Schlussfolgerung von der gemächlichen Rotation. Schaut man etwa alle 25 Stunden auf eine analoge Uhr, dann sieht es auch so aus, als hätte sich der kleine Zeiger nur um einen Strich weiterbewegt. Grund genug, einige weitere Blicke auf Sedna zu riskieren. Brown verspricht: "Wir nehmen noch mal das Hubble-Teleskop und optimieren unsere Suche nach einem Mond. Wenn es dort einen gibt, dann sollten wir ihn diesmal sehen."
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