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Komisches Tierverhalten: Affig, aber lustig

Necken und Scherzen könnten Millionen Jahre alt sein. Denn offenbar hatten die Menschen und ihre Vorfahren schon immer was zu lachen, wie eine Studie an großen Menschenaffen ergab.
Zwei Gorillas verstehen Spaß.
Zwei Gorillas verstehen Spaß.

Nicht nur Menschen, sondern auch die großen Menschenaffen necken sich. Das beschreiben Fachleute in einer Studie in den »Proceedings of the Royal Society B«. Spielerisch jemand anderen zu ärgern, könne als kognitive Vorstufe des Scherzens verstanden werden, erklärt die Forschergruppe um Isabelle Laumer vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell. Daraus folge, dass die Fähigkeit zu scherzen womöglich schon bei den letzten gemeinsamen Vorfahren der Menschen und großen Menschenaffen angelegt war, also vor ungefähr 13 Millionen Jahren.

Ein Scherz oder eine Neckerei funktioniert nur, wenn der Spaßmacher mit den gemeinsamen sozialen Umgangsformen vertraut ist, die Reaktion seines Gegenübers einschätzen kann und über soziale Intelligenz verfügt. Babys schaffen das ab einem Alter von acht Monaten, noch bevor sie sprechen lernen, wie die Forscherinnen und Forscher erläutern: Kleinkinder halten ihren Eltern zum Beispiel Gegenstände hin und ziehen sie dann rasch wieder zurück, oder sie provozieren mit kleinen Regelverstößen und stören die Aktivitäten anderer.

Ganz ähnlich ist das bei Menschenaffen zu beobachten. Laumer und ihre Kollegen werteten dafür Videoaufnahmen von Orang-Utans, Bonobos, Schimpansen und Gorillas aus, die im Tiergarten von San Diego und im Leipziger Zoo leben.

© Isabelle Laumer, PhD
Was sich liebt, das neckt sich
Orang-Utans, Bonobos, Schimpansen und Gorillas im Leipziger Zoo sowie im Tiergarten von San Diego: Wie Jungtiere erwachsene Artgenossen necken.

Insgesamt identifizierte das Team 18 neckende Verhaltensweisen, mit denen die Tiere beim Geneckten eine Reaktion hervorrufen oder zumindest seine Aufmerksamkeit erregen wollten. Ein Spiel entwickelte sich aus den Frotzeleien nur selten. Viele Geneckte versuchten, die Pöbeleien zu ignorieren, aggressiv reagierte aber kaum ein Tier. Meist ging der Schabernack von Jungtieren aus, Opfer war in der Regel ein Erwachsener. Die Kleinen wedelten mit einem Körperteil oder einem Gegenstand vor dem Gesicht ihres Artgenossen, stießen oder stupsten ihn, zogen an den Haaren oder störten seine Bewegungen.

Das Necken soll laut den Fachleuten das Gegenüber erschrecken oder überraschen, aber nicht aggressiv machen. Das Verhalten ließ sich zudem von bloßem Spiel abgrenzen, da die Aktion stets einseitig verlief. Auch verwendeten die Menschenaffen selten Gesten oder Mimik, die ein Spiel signalisieren sollen, wie das so genannte Spielgesicht, ein Gesichtsausdruck ähnlich dem menschlichen Lächeln. Sinn der spielerischen Hänseleien könne es sein, soziale Bindungen zu stärken. (dpa/kas)

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