Und jetzt das Wetter: Wird der Sommer auch warm?
Das Wetter: Keine wesentliche Änderung in Sicht
Sonne, Wolken, ab und zu ein kleiner Regenschauer, Sonne, Wolken, Sonne – das Wetter der letzten Tage war eigentlich recht langweilig. Je nach aktueller Ausprägung sind die Temperaturen der Jahreszeit angemessen oder zu warm. Nennenswerte Niederschläge fielen allenfalls punktuell. Und so scheint es auch die nächsten Tage zu bleiben; erst und ausgerechnet an Ostern könnte sich die Wetterlage umstellen und uns ein nasskaltes Fest bescheren. Aber bis dahin vergeht noch Zeit, und die Signale sind nicht eindeutig.
Die Ursache: Das Azorenhoch streckt immer wieder seine Finger aus
Momentan beherrschen zwei markante Systeme das europäische Wetter. Für Nordeuropa bestimmen in den kommenden Tagen immer wieder Tiefdruckgebiete den Himmel. Sie ziehen südlich von Grönland über Island bis nach Skandinavien, bringen Regen und Wind. Und ihre Ausläufer streifen regelmäßig Deutschland oder zumindest den Norden der Republik. Auf der anderen Seite tastet sich das Azorenhoch immer wieder vom Atlantik nach West- und Südeuropa vor und erreicht dabei sogar Deutschland. Bisweilen bauen sich zudem zarte Hochdruckbrücken vom Azorenhoch über Skandinavien bis nach Russland auf, die die aktive Frontalzone mit ihrem Schmuddelwetter draußen auf dem Atlantik halten.
Für die Bundesrepublik bedeutet das die eingangs beschriebene, eher wechselhafte Witterung mit zeitweiligen, meist eher mäßigen Regenfällen, während am ehesten Richtung Südwesten bis Ostern freundlichere Phasen dominieren – Niederschläge: Mangelware. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 10 Grad Celsius an der Küste und bis zu 20 Grad Celsius am Oberrhein.
Die Folgen: Der Vollfrühling ist da
Der durchweg zu milden Witterung ist zu verdanken, dass die Vegetation ihrer Zeit schon merklich voraus ist. In vielen Teilen Deutschlands hat daher bereits die Apfelblüte begonnen, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) schreibt – das Kennzeichen des Vollfrühlings. Die Erfassung, wie sich Tier- und Pflanzenwelt im Jahresverlauf entwickeln, bezeichnet man als Phänologie: Wann entfalten sich die Blätter und die Blüten? Wann kehren bestimmte Zugvögel aus ihrem Winterquartier zurück? Wann laichen Frösche und sind Früchte reif? Der jeweilige Eintrittszeitraum gibt wieder, wie weit die Natur entwickelt ist und weit sich dies vom langjährigen Durchschnitt abhebt. Dieses Jahr beispielsweise ist die Vegetation ihrer "normalen" Entwicklung 17 Tage voraus – deutlich mehr als in den bisherigen Rekordjahren (seit Beginn der systematischen Erfassung) 2002 und 2011, als sie nur 11 beziehungsweise 10 Tage früher dran war.
Am zeitigsten blühte es wieder einmal im klimatisch begünstigten Südwesten, wo sich schon am 23. März die ersten Apfelblüten entfalteten, während der Norden und Nordosten noch darauf warten muss. Mit der frühen Blüte steigt aber auch die Gefahr, dass späte Nachtfröste den Pflanzen schaden und damit die Ernten ruinieren. Und – wie in den letzten Wochen immer wieder erwähnt – die Wasserbilanz wird regional auch zunehmend kritisch. Und Dauerregen ist vorerst nicht in Sicht.
Die Aussichten: Warmer Frühling ist gleich warmer Sommer?
Der Winter: zu warm und trocken. Der Frühling: bislang zu warm und zu trocken. Das deutet doch schon an, dass es auch im Sommer so weiter gehen könnte? Diese Hoffnung tragen wahrscheinlich schon viele Schönwetterfans in sich – und verweisen auf das Jahr 2003 und dessen Jahrhundertsommer: Auch damals waren März und April zu warm, deutlich zu trocken und sehr sonnig – lauter Zutaten wie 2014. Doch der Schein trügt: Statistisch besteht kein Zusammenhang in Mitteleuropa zwischen der Witterung im Frühling und der folgenden im Sommer. Auch 2007 und 2011 erfreuten uns mit einem tollen Frühjahr. Der Sommer danach war dann ein Schlag ins Wasser: Es regnete mehr, und die Sonne schien weniger als im langjährigen Mittel. Mit heutigen Technologien lässt sich ohnehin keine Wettervorhersage über Monate hinweg erstellen. Das gilt auch und vor allem für unsere Breiten, die einem eher chaotischen Wettergeschehen unterliegen, in dem winzigste Einflussfaktoren darüber entscheiden, ob ein Tief nun eine nördliche oder südliche Bahn einschlägt. Alles, was daher über einen Zeitraum von einer Woche hinausgeht, gleicht daher eher Wahrsagerei.
Vielleicht hilft dann ein Blick auf andere Indikatoren? Sommerlichen Hitzewellen in Mitteleuropa geht offensichtlich häufig winterliche Trockenheit im Mittelmeergebiet voraus. Das berichteten vor einigen Jahren Forscher um Robert Vautard vom CNRS im französischen Gif sur Yvette, nachdem sie meteorologische Daten aus den letzten 58 Jahren ausgewertet hatten. Seit 1949 – dem Jahr, in dem erstmals die Kennwerte in entsprechendem Umfang gesammelt wurden – folgten alle besonders heiße Sommer auf entsprechend trockene Winter in Südeuropa. Dann heizt sich die Luft im Mittelmeerraum schneller und stärker auf, da in den Böden ein Feuchtemangel herrscht – die eingestrahlte Energie muss nicht für Verdunstung aufgewendet werden, sondern wandelt sich in verstärktem Maße in Wärme um. Diese aufgeheizten Luftmassen breiten sich im Mai und Juni durch südliche Windströmungen rasch nach Mittel- und Nordeuropa aus, wo sie ebenfalls zu lang anhaltender Trockenheit und hohen Temperaturen führen, wenn gleichzeitig Hochdruckeinfluss die Wolkenbildung hemmt. Dumm nur, dass ausgerechnet der letzte Winter in Italien oder Spanien eher feucht ausfiel.
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