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Kommunikation: Spontanes Gelächter lässt sich schwer vortäuschen

Authentisches und gespieltes Lachen unterscheiden sich hörbar. Weltweit lauschen die Menschen dabei auf dieselben Kennzeichen.
Junge Frau lacht

In rund zwei von drei Fällen gelingt es Menschen, ein echtes und ein falsches Lachen als solches zu erkennen. Versuchspersonen aus 21 Ländern, verteilt über sechs Kontinente, orientierten sich dabei an denselben akustischen Merkmalen, wie eine internationale Studie von Gregory Bryant und seinen Kollegen in der Fachzeitschrift »Psychological Science« zeigte.

Das 30-köpfige Team um den Kommunikationswissenschaftler von der University of California in Los Angeles hatte insgesamt 900 Versuchspersonen akustische Aufnahmen von Lachlauten vorgespielt. Die spontanen Lacher schnitten sie aus natürlichen Gesprächen zwischen Freundinnen heraus; die »falschen« Lacher entstanden auf Kommando. Die Tonaufnahmen wurden auf gleiche Länge und Lautstärke geschnitten und in zufälliger Reihenfolge präsentiert.

Egal, woher die Zuhörer stammten: Sie bewiesen zumindest ein wenig Gespür dafür, wahre und fingierte Lacher zu unterscheiden. Im Schnitt gelang ihnen dies in knapp zwei von drei Fällen – hätten sie lediglich geraten, hätten sie nur in jedem zweiten Fall richtig gelegen. Allerdings tendierten die Probandinnen und Probanden aus kleineren Gesellschaften häufiger dazu, einen Lacher für Schauspielerei zu halten. So identifizierten die Freiwilligen aus Samoa und die Zulu aus Südafrika weniger Lacher korrekt als die Versuchspersonen in Japan und Korea. Letztere schnitten mit im Mittel mehr als 70 Prozent Treffern am besten ab.

»Spontanes Lachen ist ein ehrliches Signal für zwischenmenschliche Bande, das nur unzureichend willentlich vorgespielt werden kann«

Ihre Urteile gründeten die Zuhörer auf akustische Merkmale, wie die Analysen der Wissenschaftler ergaben. Beim spontanen Lachen entstehen beispielsweise höhere und in der Lautstärke variablere Töne, sie brechen unvermittelt aus jemandem heraus und klingen mehr wie tierische denn menschliche Laute – alles Anzeichen für heftige, unkontrollierte Gemütsbewegungen. Das willentliche Lachen wird hingegen wie der Sprechakt im Gehirn geplant und ahmt das echte Lachen lediglich nach. Das gelingt jedoch nicht so recht: »Spontanes Lachen ist ein ehrliches Signal für zwischenmenschliche Bande, das nur unzureichend vorgespielt werden kann«, erklären die Forscher.

Die gleichen akustischen Merkmale, die eine stärkere emotionale Aktivierung anzeigen, hatten Bryant und seine Kollegen schon in einer vorangehenden Studie entdeckt. Probanden aus 24 verschiedenen Gesellschaften war es dabei gelungen, anhand kurzer Aufnahmen vom gemeinsamen Lachen zweier Menschen zu beurteilen, ob diese einander fremd oder miteinander befreundet waren: Authentisches Lachen kennzeichnete eine größere Vertrautheit. Ein gutes Ohr für echtes und falsches Lachen zu haben, könnte demnach einen evolutionären Vorteil bieten.

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