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Marine mesozoische Revolution: Konkurrenz sorgte für Tintenfisch-Erfolg im Evolutionsrennen

Tintenfische haben im Lauf der Evolution ziemlich plötzlich bizarre Tricks wie ihre Tarnfarbe, den Jetantrieb und Tintenwolken erfunden. Aber wann genau - und warum eigentlich?
Vorbild für die Roboter der Zukunft: Kraken

Die Verwandtschaftsgruppe der Tintenfische – also Kraken, Sepien, Kalmare und Co – setzten vor rund 100 Millionen Jahren zu einem erfolgreichen Evolutionssprung an, meinen Forscher nach neuen Untersuchungen über die Entwicklung der Tiergruppe. Die Weichtiere setzten sich damit in einer Epoche im Erdmittelalter durch, in der ein besonders harter Kampf um die besten Nischen im Ozean von allen althergebrachten Modellen der Fische und Wirbellosen Innovationen forderte. Damals entstand wohl der einmalige Mix von außergewöhnlichen Merkmalen der Kopffüßer: etwa ihre hohe Intelligenz gepaart mit Tintenwolken als Defensivwaffe und der Fähigkeit zum tarnenden Farbwechsel.

Ein Forscherteam um Alastair Tanner von der University of Bristol schätzte den entscheidenden Wendepunkt der Tintenfisch- oder Coleoiden-Evolution, der wegen der fehlenden Fossilien bislang schwer abzuschätzen war, anhand einer genaueren Analyse der Laufgeschwindigkeit der molekularen Uhr von 26 Vertretern der Gruppe neu. Demnach waren die ersten echten Tintenfische am Ende des Paläozäns aufgetaucht. Erst deutlich später aber, mitten im Zeitalter der durch eine Klimaerwärmung angefeuerten so genannten "marinen Revolution des Mesozoikums", entstanden dann viele der modernen Linien wie die meisten Kraken und der zehnarmigen Tintenfische.

Offenbar hat der für diese Epoche postulierte verschärfte Konkurrenzkampf der Arten im Meer zu der heutigen Formenvielfalt beigetragen, meinen die Forscher: Während ältere Kopffüßer wie die gerade noch dominierenden, gut geschützten und langsam im Meer treibenden Belemniten nun recht plötzlich verschwanden, setzte sich das erfolgreiche Konzept von anpassungsfähigen, kleinen und schnellen Räubern durch. Dieses Schema findet sich nicht nur bei den Kopffüßern, sondern auch bei den Fischen und Haien: Auch hier setzte sich starke Panzerung gegen höhere Agilität nicht durch, und allgemein reduzierten sich Skelettelemente, um die Beweglichkeit zu vergrößern. Die größere Verwundbarkeit kompensierten die Tintenfische dann offenbar mit ihren besonderen Tricks des Täuschen und Tarnens.

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