Ökologie: Kontraproduktive Adleransiedlung
Das US-amerikanische Wappentier Weißkopfseeadler ist ein Beispiel für den gelungenen Erhalt einer bedrohten Tierart: Nachdem die Zahl der Tiere als Folge des breiten Einsatzes von DDT stark eingebrochen ist, wächst sie seit dem Verbot des Pflanzenschutzmittels wieder stark an. 2007 wurde die Art sogar von der Liste des Endangered Species Acts gestrichen, der effektive Schutzmaßnahmen für besonders bedrohte Spezies fordert und ermöglicht. Zumindest eine der angewandten Methoden könnte sich aber als kritisch erweisen, befürchten Seth Newsome von der University of Wyoming in Laramie und seine Kollegen: Sie gefährdet womöglich andere Tierarten auf der Roten Liste.
Die bewegte Naturgeschichte der Inseln lässt sich aus den Isotopendaten gut erkennen: Über mehr als 20 000 Jahre hinweg bevorzugten die Seeadler nicht Fisch als Nahrungsmittel, sondern erbeuteten vor allem Seevögel, die in Massen an den Klippen der Kanalinseln brüteten. Als Siedler dann Mitte des 19. Jahrhunderts Schafe einführten, stiegen die Greifvögel auf das leichter erhältliche Aas verendeter Nutztiere um – ein Diätwechsel, der sich in den Knochen in geringeren Kohlenstoff-13- und Stickstoff-15-Werten niederschlug.
Am stärksten fürchten die Ökologen jedoch, dass sich eine ausbreitende Seeadlerpopulation bei Futterengpässen über den vom Aussterben bedrohten Insel-Graufuchs (Urocyon littoralis) hermachen könnte: Die nur katzengroßen Raubtiere leiden ohnehin schon unter Krankheiten wie Tollwut, die erst vor kurzer Zeit auf die Inseln gelangt ist, und unter den Nachstellungen von Steinadlern, die die Füchse bevorzugt erbeuten: Ein weiterer Beutegreifer könnte endgültig zu viel sein für die Füchse. Allerdings hielten die stärkeren Weißkopfseeadler vor ihrem Aussterben die Steinadler von den Eilanden fern, da sie mit diesen erfolgreich um Nistplätze konkurrierten. Auf Dauer könnte dieser Wettbewerb vielleicht den Insel-Graufüchsen nützen – wenn der eine Adler den anderen wieder verdrängt und dadurch den Jagddruck verringert. (dl)
Bis Mitte der 1960er Jahre lebten die Weißkopfseeadler (Haliaetus leucocephalus) auch auf den Kanalinseln vor der Küste Kaliforniens, bevor sie dort mangels Nachwuchs – ausgelöst durch die DDT-Belastung ihrer Nahrung – ausstarben. Seit 2002 versuchen Biologen die Vögel auf den Eilanden wieder anzusiedeln und wilderten dafür zahlreiche Jungvögel aus – mit gemischten Resultaten: Nur wenige Exemplare erreichten das Erwachsenenalter und brüteten, was die Forscher auf Nahrungsmangel und eine weiterhin hohe Hintergrundbelastung mit DDT zurückführen. Newsomes Team analysierte deshalb subfossile und heutige Adlerknochen und -federn, um herauszufinden, wovon sich die Tiere in der Vergangenheit und gegenwärtig ernährten.
Die bewegte Naturgeschichte der Inseln lässt sich aus den Isotopendaten gut erkennen: Über mehr als 20 000 Jahre hinweg bevorzugten die Seeadler nicht Fisch als Nahrungsmittel, sondern erbeuteten vor allem Seevögel, die in Massen an den Klippen der Kanalinseln brüteten. Als Siedler dann Mitte des 19. Jahrhunderts Schafe einführten, stiegen die Greifvögel auf das leichter erhältliche Aas verendeter Nutztiere um – ein Diätwechsel, der sich in den Knochen in geringeren Kohlenstoff-13- und Stickstoff-15-Werten niederschlug.
Nachdem die Kanalinseln unter Naturschutz gestellt wurden, entfernte man die Schafe und andere zuvor nicht heimische Säugetiere, um das unter starker Überweidung leidende Ökosystem zu restaurieren. Und dies stellt nun die Adler und den Naturschutz vor ein Dilemma: Mangels Kadavern von Landtieren müssen die Greifvögel auf tote Meeressäuger ausweichen, die aber noch stark mit Umweltgiften belastet sind – mit allen negativen Folgen für die Reproduktion. Die Seevogelbestände wiederum sind in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen, was die Nahrungsbasis für den Weißkopfseeadler schmälert; andererseits könnte die potenzielle Beute unter weiteren Druck geraten.
Am stärksten fürchten die Ökologen jedoch, dass sich eine ausbreitende Seeadlerpopulation bei Futterengpässen über den vom Aussterben bedrohten Insel-Graufuchs (Urocyon littoralis) hermachen könnte: Die nur katzengroßen Raubtiere leiden ohnehin schon unter Krankheiten wie Tollwut, die erst vor kurzer Zeit auf die Inseln gelangt ist, und unter den Nachstellungen von Steinadlern, die die Füchse bevorzugt erbeuten: Ein weiterer Beutegreifer könnte endgültig zu viel sein für die Füchse. Allerdings hielten die stärkeren Weißkopfseeadler vor ihrem Aussterben die Steinadler von den Eilanden fern, da sie mit diesen erfolgreich um Nistplätze konkurrierten. Auf Dauer könnte dieser Wettbewerb vielleicht den Insel-Graufüchsen nützen – wenn der eine Adler den anderen wieder verdrängt und dadurch den Jagddruck verringert. (dl)
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