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Neuropsychologie: Kontrollverlust bei Bulimie

Etwa ein bis drei Prozent der jungen Frauen leiden an Bulimia nervosa. Die meist normalgewichtigen Betroffenen werden dabei von Essattacken befallen, in deren Anschluss sie die oft gewaltigen Nahrungsmengen durch künstliches Erbrechen wieder von sich geben. Dieses Verhaltensmuster beruht möglicherweise auf einer Fehlfunktion im Gehirn. Das haben Rachel Marsh und Kollegen von der Columbia University in New York jetzt anhand einer Untersuchung mit 20 gesunden und 20 bulimiekranken Frauen gezeigt.

Die Teilnehmerinnen mussten möglichst schnell die Richtung eines Pfeils auf einem Bildschirm angeben. Befand er sich am rechten Bildrand, zeigte aber nach links, war die Fehlerquote generell höher, als wenn Orientierung und Position übereinstimmten. Bulimiekranke gaben besonders oft eine falsche Antwort. Eine gleichzeitig durchgeführte funktionelle Magnetresonanztomographie offenbarte, dass bei ihnen die neuronalen Regelkreise des Striatums, einer Struktur im Großhirn, weniger stark aktiviert wurden als bei gesunden Probandinnen.

In einer widersprüchlichen Situation muss man den Primärimpuls – nämlich den Ort des Pfeils statt seiner Richtung anzugeben – unterdrücken, erklären die Forscher. Die dafür nötige Kontrolle durch das Striatum ist bei Bulimiekranken jedoch schwächer ausgeprägt. Diese zeigen bei der Entscheidungsfindung folglich eine größere Impulsivität als Gesunde: Sie reagieren schneller und unreflektierter. Das mangelnde Kontrollvermögen könne nach Ansicht der Wissenschaftler auch die ungebremsten Essattacken erklären.

Vera Spillner

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